Skeptische Ärzte, viel Verwaltung
Ist Cannabis auf Rezept ein Flop?
Seit März können Ärzte in Deutschland Cannabis verschreiben. Doch das ist für Mediziner und Patienten eine schwierige Geschichte. Ärzte droht in manchen Fällen sogar ein Regress.
Veröffentlicht:RODGAU. Das Gesetz zur Verordnung von Cannabis-Präparaten für schwer kranke Patienten stößt bei Betroffenen und Experten auf Kritik. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin", der Arzt Franjo Grotenhermen, sagt, das im März in Kraft getretene Gesetz habe für viele Patienten bislang nicht zu einer Verbesserung geführt.
Sie müssten zunächst einmal einen Kassenarzt finden, der ihnen überhaupt etwas verschreibe. Dann müsse die erste Verordnung für jeden Patienten von den Kassen genehmigt werden, was oft genug verweigert werde.
Hoher Verwaltungsaufwand
Ärzten drohe zudem wegen der hohen Kosten für Cannabis ein Regress wegen Überschreitung ihres Budgets, erklärte Grotenhermen, der eine Praxis in Rüthen (Nordrhein-Westfalen) hat. Insgesamt sei der Verwaltungsaufwand für die Mediziner mit Cannabis-Patienten groß, sagte er. "Da muss die Politik nachbessern."
Seit dem 10. März können Ärzte Cannabis-Präparate verschreiben, wenn alle übrigen Behandlungswege ausgeschöpft sind. Bislang brauchte man dafür eine Sondergenehmigung, die das zuständige Bundesamt nur etwa 1000 Mal vergab. (dpa)