Kooperation

Ohne lange Wartezeiten bei Kopfschmerz zum Spezialisten

Die AOK Nordost hat gemeinsam mit der Berliner Charité ein interdisziplinäres Versorgungsprogramm für Kopfschmerz-Patienten aufgelegt. Dadurch erhalten die Patienten innerhalb von zehn Tagen Hilfe beim Spezialisten.

Von Taina Ebert-Rall Veröffentlicht:
Bei etwa drei Prozent der Erwachsenen wird der Kopfschmerz chronisch.

Bei etwa drei Prozent der Erwachsenen wird der Kopfschmerz chronisch.

© fred goldstein / stock.adobe.com

BERLIN. Kopfschmerzen betreffen weltweit betrachtet etwa jeden zweiten Menschen. In Deutschland leiden knapp 20 Prozent der Männer und rund 30 Prozent der Frauen mehr als einmal im Monat an Kopfschmerzen. Bei etwa drei Prozent der Erwachsenen wird der Schmerz chronisch und bestimmt den Alltag.

Die AOK Nordost bietet Patienten, die an Kopfschmerzen leiden, im Nordosten der Republik nun ein spezielles Programm an, das eine Chronifizierung verhindern, den Schmerz der Patienten lindern und deren Alltag wieder erträglich machen soll.

Auch Hausärzte sind mit von der Partie

Im Versorgungsprogramm KopfschmerzSPEZIAL kooperiert die Gesundheitskasse mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und ermöglicht ihren Versicherten den kostenfreien Zugang zum interdisziplinären Versorgungsansatz der Charité-Kopfschmerzambulanz. Dort arbeiten Neurologen, Psychologen und Physiotherapeuten eng zusammen und erstellen gemeinsam ein individuelles Therapiekonzept für jeden Patienten.

Auch besonders qualifizierte Haus- und Fachärzte in Berlin und Brandenburg sind mit von der Partie: Sie übernehmen die ambulante Nachbetreuung der Versicherten im Anschluss an die Behandlung in der Charité.

"Damit helfen wir Menschen, die zum Teil Jahrzehnte lang unter ihren Schmerzen gelitten haben", erläutert Dr. Werner Wyrwich von der AOK Nordost. Deren Kopfschmerzen würden nachhaltig gelindert. "Vor allem bekommen unsere Versicherten innerhalb von höchstens zehn Arbeitstagen einen Termin beim Spezialisten-Team der Charité", so Wyrwich weiter.

Wyrwich weiter: "Das ist eine enorme Erleichterung. Wir wissen, dass Patienten, die unter starken Kopfschmerzen oder unter Migräne leiden, sonst oft mehrere Wochen oder gar Monate auf einen Termin beim Spezialisten warten."

Patienten, die am Programm teilnehmen, empfehlen die Experten, vor dem ersten Arzttermin mindestens 14 Tage lang ein Kopfschmerztagebuch zu führen. Darin wird neben Ort und Art des Kopfschmerzes auch dessen Stärke dokumentiert. Die Einnahme von Medikamenten wird darin ebenso aufgeführt wie begleitende Beschwerden oder die Tätigkeit, die vor dem Auftreten des Schmerzes ausgeübt wurde.

Die Therapie-Module

KopfschmerzSPEZIAL besteht aus mehreren Modulen, die der Patient je nach spezifischer Diagnose in Anspruch nehmen kann:

  • Ambulante Diagnostik an der Charité: Hier wird die Schmerzerkrankung von einem spezialisierten Neurologen und gegebenenfalls weiteren Fachspezialisten diagnostiziert und in Schweregrade eingestuft. Bei Bedarf wird sofort mit der Behandlung begonnen.
  • Ambulante Therapien an der Charité: Abhängig vom Krankheitsbild nehmen die Patienten an einer interdisziplinären Behandlung teil. Dauer und individuelle Inhalte der Therapie richten sich nach Art und Stärke der Kopfschmerzen. Die Schwerpunkte sind: Medikamentöse Schmerztherapie, Verhaltenspsychologie mit Entspannungsverfahren und Stressbewältigungstraining, Bewegungstherapie sowie Schulung zum Verstehen der Ursachen der Kopfschmerzerkrankung und Erlernen geeigneter Maßnahmen zur Vorbeugung.
  • Abgestimmte Weiterbehandlung: Nach den Untersuchungen und Behandlungen an der Charité stehen besonders qualifizierte Haus- und Fachärzte zur Weiterführung der Therapie bereit. Die Kopfschmerzspezialisten der Charité stimmen sich mit ihnen kontinuierlich ab und koordinieren für die Patienten eine zügige Terminvergabe.

Mit über 220 verschiedenen Formen gehört der Kopfschmerz zu den häufigsten Beschwerden in Deutschland. Die primären Kopfschmerzen machen dabei über 95 Prozent aller Kopfschmerzerkrankungen aus. Häufigster primärer Kopfschmerz ist nach Angaben von Dr. Heike Israel-Willner von der Charité-Kopfschmerzambulanz der Spannungskopfschmerz. Die Migräne ist mit einer Prävalenz von acht bis zwölf Prozent unter der Normalbevölkerung ebenfalls sehr häufig.

Nach Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft wenden sich die meisten Betroffenen mit ihren Fragen direkt an ihre Ärztin oder ihren Arzt. In einer Erhebung aus 2016 hätten 35 Prozent der Befragten Ärzte als wichtigste Informationsquelle zu Kopfschmerzen genannt.

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