Gesundheitskarte
bvitg warnt vor Verzögerungen beim Rollout
BERLIN. Während sich die gematik auf einem guten Weg in Sachen Online-Rollout der Telematikinfrastruktur, der Datenautobahn für die elektronische Gesundheitskarte (eGK), sieht (wir berichteten), werden aus der Industrie Zweifel daran laut. Der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) warnt vor erneuten Verzögerungen bei der Umsetzung des Großprojekts. Zumindest der finale Termin Juli 2018, ab dem alle Vertragsärzte in der Lage sein sollen, den Online-Abgleich der Versichertenstammdaten durchzuführen, scheint zu wackeln, glaubt der Verband.
"Die im bvitg organisierten Anbieter von Klinik- und Praxissoftware befürworten und unterstützen ausdrücklich die Aktivitäten zur Schaffung einer sicheren Telematikinfrastruktur", so bvitg- Geschäftsführer Ekkehard Mittelstaedt. "Gleichzeitig sehen wir derzeit jedoch eine Reihe teils erheblicher Risiken bei der Umsetzung – vor allem im Rahmen des vorgegebenen Zeitplans. Diese Risiken kann die Industrie selbst nicht unmittelbar beeinflussen. Um die Inbetriebnahme trotzdem sicherzustellen gilt es deshalb, konkrete Herausforderungen rechtzeitig und praxisnah zu meistern."
Der Verband listet in einem Positionspapier eine ganze Reihe von Voraussetzungen, die erfüllt sein müssten, damit der Zeitplan – der übrigens auch mit Sanktionen für Ärzte belegt ist – noch zu halten ist:
- Es müssten kurzfristig endgültige und umsetzungsfähige Spezifikationen für Konnektor, Kartenterminal, VPN-Zugangsdienste und andere externe Komponenten der Telematikinfrastruktur (TI) vorliegen. Außerdem müsse ein "performanter" Zulassungs- und Zertifizierungsprozess geschaffen werden.
- Der Verband fordert die kurzfristige Bereitstellung einer offiziellen Test- bzw. Referenzumgebung inklusive aller dezentralen Technikkomponenten. Dazu gehöre auch die Bereitstellung geeigneter eGK-Testkarten. Denn nur so ließen sich Qualitätssicherung und das Zusammenspiel der verschiedenen technischen Komponenten vor dem Rollout etablieren, damit es dann eben auch rund laufen kann.
- Die "sofortige Vorlage einer endgültigen Finanzierungsvereinbarung" für Rollout und laufenden Betrieb der TI. Für die Praxen und Krankenhäuser müsse transparent sein, welche finanziellen Verpflichtungen auf sie zukämen und wie diese refinanziert würden.
- Die verpflichtende Nutzung europäischer und internationaler Standards.
- Eine proaktive und kontinuierliche Information der Praxen und Kliniken über gesetzliche Hintergründe, Rechte und Pflichten sowie Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit der Einführung der TI durch die verantwortlichen Körperschaften. Denn laut Verband hat die jahrelange Dauerbaustelle zu erheblicher Intransparenz bei den Leistungserbringern geführt.
- Eine transparente, öffentlich zugängliche Darstellung der bisherigen Ergebnisse aus der Vor- bzw. Pilotphase. (reh)