Antiepileptikum punktet als Retardform

MÜNCHEN (wst). In der Arzneitherapie bei Epilepsie wird zunehmend auf Retardformulierungen gesetzt. Seit kurzem steht auch in Deutschland Oxcarbazepin als Retardpräparat zur Verfügung.

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Die neue zweimal täglich einzunehmende Oxcarbazepin-Retardformulierung Apydan® extent ist bei Patienten mit fokalen Anfällen im Alter ab sechs Jahren zugelassen. Darauf hat Professor Bernhard J. Steinhoff vom Epilepsiezentrum Kehl-Kork hingewiesen.

Sie ist eine galenische Oxcarbazepin-Modifikation mit verbesserten pharmakologischen Eigenschaften, berichtete Steinhoff bei der Einführungspressekonferenz des Unternehmens Desitin in München.

Wechsel auf die Retardform gelang ohne Probleme.

In Studien mit gesunden Probanden wurde eine ähnliche Bioverfügbarkeit des maßgeblichen aktiven Metaboliten Monohydroxidderivat (MHD) festgestellt. Dank verlangsamter Wirkstofffreisetzung und gleichmäßigerer MHD-Spiegel sowie reduzierter Plasmaspitzenkonzentrationen lasse sich mit der Retardformulierung eine gute Anfallskontrolle erreichen - bei weniger unerwünschten Wirkungen wie Schwindel, Übelkeit und Sehstörungen. Erste klinische Erfahrungen mit der retardierten Formulierung an Steinhoffs Klinik waren durchweg positiv.

Die sofortige Umstellung bei 15 ambulant behandelten Hochdosispatienten von nicht retardiertem Oxcarbazepin auf die gleiche Dosis der Retardformulierung sowie die Umstellung von Carbamazepin auf die neue Alternative im Verhältnis von 1:1,5 gelang problemlos. Die Lebensqualität der Patienten war in Befragungen meistens höher, unerwünschte Wirkungen traten seltener auf.

Das retardierte Oxcarbazepin kostet nach Angaben von Desitin etwa ähnlich viel wie Präparate mit dem unretardierten Wirkstoff. Die neue Zubereitung ist in halbierbaren 600-mg-Tabletten sowie in viertelbaren 300- und 150-mg-Tabletten verfügbar und erleichtert so eine individuelle Dosisanpassung. Für Patienten mit Schluckbeschwerden lässt sich die Tablette auch rasch in Wasser lösen.