Afrika

Ärzte ohne Grenzen: Humanitäre Hilfe im Sudan ist völlig unzureichend

Seit 500 Tagen tobt ein blutiger Konflikt im Sudan. Mehr als zehn Millionen Menschen mussten vor der Gewalt fliehen. Die internationale Gemeinschaft tue zu wenig, beklagt die Hilfsorganisation.

Veröffentlicht:
In einem Auffanglager in Al-Dschazira übergibt eine Helferin von Islamic Relief im Sudan ein Hilfspaket an eine Frau und ihre Kinder, die vor den Kämpfen geflohen sind.

In einem Auffanglager in Al-Dschazira übergibt eine Helferin von Islamic Relief im Sudan ein Hilfspaket an eine Frau und ihre Kinder, die vor den Kämpfen geflohen sind.

© obs / Islamic Relief Deutschland e.V.

Port Sudan. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sieht angesichts der humanitären Not im Sudan unzureichende internationale Hilfe für die Menschen in dem nordostafrikanischen Land. Es sei ein beschämender Moment für die internationalen humanitären Organisationen und Geber, die seit mehr als 16 Monaten nicht in der Lage seien, hinreichend auf den stark ansteigenden Bedarf zu reagieren, beklagte MSF am Dienstag anlässlich des 500. Tages seit Beginn des blutigen Machtkampfes.

Seit April 2023 dauert im Sudan der Machtkampf zwischen de-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem früherem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo an. Der Konflikt hat die nach UN-Angaben weltweit größte Flüchtlingskrise ausgelöst. Mehr als zehn Millionen Menschen wurden vertrieben oder flohen. Zudem droht eine Hungersnot. „Im ganzen Land sterben Kinder aufgrund von Mangelernährung. Die Hilfe, die sie am dringendsten brauchen, kommt kaum. Und wenn sie kommt, wird sie oft blockiert“, so Tuna Turkmen, MSF-Notfallkoordinator in Darfur.

Auch im Osten und im Zentrum des Sudans sei die Lage schwierig. „Im Süden Khartums wird Ärzte ohne Grenzen seit vielen Monaten daran gehindert, medizinische Hilfsgüter und internationales Personal in die Krankenhäuser zu bringen“, sagte Claire San Filippo, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen für den Sudan in Brüssel. Die Versorgung von Patienten werde immer schwieriger.

Lesen sie auch

Spirale der Zerstörung

„Die Situation ist katastrophal. Die Welt darf nicht länger die Augen vor der eskalierenden Zerstörung und dem Leid verschließen“, betonte auch Abdirahman Ali, Länderdirektor der Hilfsorganisation Care für den Sudan. „Konflikt, Hunger, Krankheiten und Überschwemmungen halten Millionen Menschen in einer Spirale der Zerstörung gefangen, die täglich neue Opfer fordert.“ Frauen und Mädchen lebten in ständiger Angst vor geschlechtsspezifischer Gewalt. Die jüngsten Überschwemmungen hätten die Lage im Sudan noch weiter verschlimmert. Häuser wurden zerstört und Camps für Geflüchtete unter Wasser gesetzt. Viele Straßen seien unpassierbar, was die Lieferung von Hilfsgütern erschwere.

Zudem sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO rund 80 Prozent der Gesundheitseinrichtungen im Land zerstört oder nicht mehr funktionsfähig. Im seit Monaten umkämpften al-Fascher in Nord-Darfur sei nur ein öffentliches Krankenhaus noch funktionsfähig und könne Operationen durchführen. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gastbeitrag

Österreich bleibt für deutsche Medizinstudierende attraktiv

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Beruhigungssauger: Die richtige Form ist entscheidend

© MAPA GmbH (Symbolbild mit Fotomodell)

Aktuelle Studienergebnisse zu Zahn- und Kieferentwicklung

Beruhigungssauger: Die richtige Form ist entscheidend

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MAPA GmbH, Zeven
Ein Kerngedanke von Vision Zero ist, die Zahl der vermeidbaren krebsbedingten Todesfälle immer weiter zu senken und idealerweise gegen Null zu bringen.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Gastbeitrag

Vision Zero in der Onkologie – fangen wir an

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Der Kampf gegen HP-Viren ist ein Schwerpunkt der Initiative Vision Zero.

© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock

Welt-HPV-Tag

Krebs verhindern: Jugend gegen HPV impfen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!