Onkologen
Zukunftsängste belasten junge Krebspatienten
Geldnöte und Jobängste setzen jungen Erwachsenen nach der Diagnose Krebs besonders zu. Onkologen fordern daher bessere Unterstützung und Beratung aus einer Hand.
Veröffentlicht:BERLIN. Onkologen haben eine bessere finanzielle Unterstützung und gezielte Beratungsangebote für junge Menschen mit Krebs gefordert.
„Es kann nicht sein, dass ein junger Erwachsener zum Sozialhilfefall wird, nachdem er die Diagnose Krebs bekommt“, sagte Professor Matthias Freund von der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs am Montag in Berlin. Nötig sei eine Art Überbrückungsgeld, das die finanziellen Folgen der Krebserkrankung für junge Erwachsene abmindere.
Tatsächlich landeten viele der Patienten in der Erwerbsminderungsrente oder rutschten in die Sozialhilfe ab. Neben somatischen und psychischen Folgen habe Krebs auch erhebliche soziale Auswirkungen, sagte Freund unter Verweis auf Ergebnisse einer aktuellen Studie der Stiftung sowie der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO).
Danach gehören Geldnöte zu den „Top 3“ der am häufigsten genannten Befürchtungen und Probleme junger Krebspatienten. Die Studie enthält zudem Hilfestellungen bei der Beantragung von BAfÖG oder Krankengeld.
Auch finanzielle Einschnitte möglich
Laut DGHO leben in Deutschland über 1,5 Millionen Menschen seit fünf Jahren mit der Diagnose Krebs. Etwa die Hälfte von ihnen befindet sich im erwerbsfähigen Alter. Nur 56 Prozent kehren nach der Therapie wieder vollständig ins Erwerbsleben zurück. Ein frühzeitiger Verlust des Jobs oder Beeinträchtigungen in der Ausbildung bedeuteten für junge Krebspatienten oftmals existenzielle Einschnitte und erhöhten das Armutsrisiko, betonte DGHO-Experte Dr. Volker König.
In den ersten Wochen erhielten Patienten Krankengeld. „Zieht sich die Behandlung länger als 78 Wochen hin, bleibt nur noch die Erwerbsminderungsrente.“ Im mittleren Lebensalter bedeute das weniger als 800 Euro monatlich.Besonders schlimm treffe es junge Menschen, die in der Ausbildung seien und keine Leistungsansprüche erworben hätten.
Der geschäftsführende DGHO-Vorsitzende Professor Michael Hallek kritisierte, in Deutschland gebe es bislang „erstaunlich wenig Daten“ zur Erwerbstätigkeit nach Krebs, zu Einkommensverlusten, finanziellen Belastungen sowie zum Ausmaß sozialer Leistungen. Notwendig sei ein Register, das Auskunft darüber gebe.
Zudem brauche es eine Bündelung von Beratungsangeboten und eine "Art Patientenlotsen" für die Betroffenen. Diese fänden sich nach der Krebsdiagnose oft in einem Dschungel aus Ämtern und Beratungsstellen wieder. Hier brauche es jemanden, „der sich kümmert“.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Hilfe jenseits der Therapie