Initiative von Forschern
Kritik an erweiterten forensischen DNA-Analysen
FREIBURG. Eine Initiative von Wissenschaftlern hat auf mögliche Risiken beim Einsatz der erweiterten forensischen DNA-Analysen in polizeilichen Ermittlungen hingewiesen (Nature 2017; online 4. Mai). Nach Meinung der Forscher werde die Wahrscheinlichkeit, mit der sich aus der DNA zutreffende Aussagen über äußere Merkmale oder die "biogeographische Herkunft" ableiten lassen, in der aktuellen öffentlichen Debatte in Deutschland überschätzt – die Methode sei, je nach Anwendungskontext, weniger verlässlich und präzise als weithin angenommen. Besonders das Konzept der "biogeographischen Herkunft" sei für heterogene, von Migration und gemischten Abstammungen geprägte Gesellschaften untauglich, heißt es in einer Mitteilung der Uni Freiburg.
Hinzu komme, so die Initiatoren, dass Ermittlungen sich auf Merkmale fokussieren würden, die in der jeweiligen Bevölkerung selten sind, in Deutschland beispielsweise eine dunkle Hautfarbe. Dies könne, verbunden mit der Ungenauigkeit der Analysemethode, dazu führen, dass Minderheiten auf unangemessene Weise in den Fokus der Ermittlungen rücken.
Die Forscher fordern, dass die erweiterten forensischen DNA-Analysen, sofern sie in Deutschland künftig zur Anwendung kommen, von unabhängigen Kontrollorganen aus juristischer, ethischer und wissenschaftlicher Perspektive beaufsichtigt werden sollen, berichtet die Uni Freiburg. Zudem sei es erforderlich, die Anwender in den Strafverfolgungsbehörden für den Umgang mit diesen Analysen und den damit erzielten Daten auszubilden.(eb)