Kaffee löst keine Rhythmustörungen aus
SAN FRANCISCO (ob). Der Patient hat Herzrhythmusstörungen und trinkt täglich mindesten vier Tassen Kaffee - was liegt da näher, als ihm Mäßigung beim Kaffeegenuss zu empfehlen. Für eine solche Empfehlung gibt es keinen Grund, widersprechen jetzt US-Forscher mit Hinweis auf neue Studiendaten.
Veröffentlicht:Kaffee wirkt anregend - auch auf das Herz: Pulsfrequenz und Blutdruck steigen, das Herz schlägt kräftiger. Empfindliche Menschen verspüren dies oft in Form von Palpitationen, die als unangenehm empfunden werden. Der Glaube, dass Kaffee ein potenzieller Auslöser von Arrhythmien ist, ist weit verbreitet. Menschen mit Rhythmusstörungen erhalten deshalb immer wieder der Rat, auf das "Genussgift" Kaffee unbedingt zu verzichten.
In völligem Widerspruch zu dieser Empfehlung stehen allerdings neue Studiendaten, die Professor Arthur Klatsky aus Oakland jetzt bei einem Kongress für "Epidemiologie und Prävention" in San Francisco präsentiert hat.Er und sein Team haben in einer prospektiven Langzeitstudie die Daten von 130 054 Männern und Frauen unter folgender Fragestellung analysiert: Wie häufig waren Klinikeinweisungen wegen Herzrhythmusstörungen in Abhängigkeit vom Kaffeekonsum.
Das nicht nur für die Forscher überraschende Ergebnis: Kaffeegenuss war nicht etwa mit einem erhöhten, sondern im Vergleich zu Kaffee-Abstinenz mit einem signifikant niedrigeren Risiko für stationär behandelte Arrhythmien assoziiert. Es war sogar eine gewisse "Dosis-Wirkungs-Beziehung" zu erkennen: Wer mindestens vier Tassen täglich trank, hatte ein um 18 Prozent geringeres Risiko; waren es nur eine bis drei Tassen, betrug die relative Risikoreduktion auch nur 7 Prozent. Insgesamt 2,6 Prozent aller erfassten Personen waren wegen Herzrhythmusstörungen in einer Klinik behandelt worden, die Hälfte davon wegen Vorhofflimmern. Bei Teetrinkern fand sich keine entsprechende Assoziation mit den Arrhythmie-Risiko.
Von 11 656 Teilnehmern erhielten die Forscher auch differenzierte Angaben zum Konsum von koffeinhaltigem oder koffeinfreiem Kaffee. Danach müsse die Risikoreduktion wohl primär dem Koffein zugeschrieben werden, berichtete Klatsky. Er vermutet, dass Koffein durch eine Hemmung der Wirkung von Adenosin vor Arrhythmien schützen könnte.
Noch aber ist nicht eindeutig bewiesen, dass in der Kaffeebohne auch "antiarrhythmische" Wirkkraft steckt. Für die Empfehlung, Kaffee aus Gründen der Arrhythmie-Prophylaxe zu trinken, reichen die Daten somit noch längst nicht aus - wohl aber dafür, das belebende Getränk vom Verdacht eines proarrhythmogen Triggers freizusprechen.