Apotheker warnen vor Jodeinnahme auf eigene Faust
BERLIN (run). Nach dem Atomunfall in Japan regt sich die Sorge über mögliche gesundheitliche Auswirkungen auch in der deutschen Bevölkerung. Jodtabletten sollten hierzulande aber nur nach ausdrücklicher behördlicher Aufforderung eingenommen werden, warnt der Bundesverband Deutscher Apotheker ABDA.
"Apotheker raten von der Einnahme von Jodtabletten auf eigene Faust ausdrücklich ab", so Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekerkammer. Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hochdosierten Jodtabletten einnehmen, da diese das Risiko schwerwiegender Schilddrüsenerkrankungen erhöhen. Auch wer eine Jodallergie oder Hyperthyreose hat, sollte auf die prophylaktische Jodeinnahme verzichten.
Die ABDA weist darauf hin, dass der Katastrophenschutz Aufgabe der Bundesländer sei. Diese regelten auch die Bevorratung mit Kaliumjodid und seine Ausgabe an die Bevölkerung als Vorsorgemaßnahme nach einem Atomunfall.
Erst nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden sollten daher Jodtabletten als Schutzmaßnahme eingenommen werden. Für die Blockade der Aufnahme radioaktiven Jods genügt dann im Regelfall eine einmalige Einnahme von Kaliumjodid als Notfallmedikament. Die Dosierung richtet sich nach dem Alter.
So funktioniert die Jodblockade: Bei einem atomaren Unfall wird radioaktives Jod freigesetzt. Dieses wird vom Körper über die Luft, über Nahrung und Getränke oder über die Haut aufgenommen. Es reichert sich in der Schilddrüse an und kann dort zu Organschäden führen, da die Schilddrüse nicht zwischen radioaktivem oder stabilem, nicht-radioaktiven Jod unterscheidet.
Eine mit Jod gesättigte Schilddrüse nimmt allerdings weniger oder kein radioaktives Jod auf. Deshalb kann durch die rechtzeitige Einnahme von Jodtabletten die Speicherung von radioaktivem Jod verhindert werden. Der Schutz ist am wirksamsten, wenn die Jodtabletten praktisch gleichzeitig mit dem Einatmen des radioaktiven Jods eingenommen werden. Jodtabletten schützen aber nicht vor anderen radioaktiven Stoffen, verweist die ABDA.
Gleich nach Bekanntwerden des Unglücks haben die deutschen Apothekerinnen und Apotheker ihren japanischen Kollegen Unterstützung bei der Bewältigung der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe und deren Folgen angeboten. Dazu gehört etwa eine gezielte finanzielle Soforthilfe. Zudem wird in Japan tätigen Hilfsorganisationen eine pharmazeutisch-fachliche Begleitung angeboten.
"Einige Organisationen wie ,Apotheker ohne Grenzen‘ und das Hilfswerk ,Apotheker helfen‘ haben bereits viele Erfahrungen gesammelt", so ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf.