Spenderorgane für herzkranke Kinder sind äußerst rar
Viele Ärzte bringen es kaum über sich, die Eltern hirntoter Kinder auf eine Organspende anzusprechen. Experten fordern spezielle Kommunikationsausbildung.
Veröffentlicht:HEIDELBERG (bd). "Organspenden für herzkranke Kinder sind äußerst limitiert." Dies beklagten Eltern und Transplantationsexperten bei einer Tagung des Bundesverbandes Herzkranke Kinder e.V. (BVHK) in Heidelberg (wie kurz berichtet).
Ärzte auf Intensivstationen seien oft damit überfordert, die Eltern hirntoter Kinder auf eine Organspende anzusprechen, sagte die Transplantationsbeauftragte des Uniklinikums Heidelberg, Dr. Nadja Komm: "Man kann es einem gestressten Assistenzarzt auf Intensiv nicht verübeln, wenn er sich nicht in der Lage sieht, auf die Angehörigen potenzieller Spender zuzugehen, zumal dann, wenn es sich um Kinder handelt."
Strukturelle Defizite auf den Intensivstationen
Für diese sensible Gesprächsführung bedürfe es einer speziellen Ausbildung. Oftmals würden potenzielle Spender unter den massiven Arbeitsbelastungen auf Intensiv auch gar nicht erkannt, so Komm.
Unisono mit der BVHK-Geschäftsführerin Hermine Nock forderte sie deshalb spezielle Transplantationsbeauftragte an den Kliniken zur Entlastung der Intensivärzte. Die Verbandssprecherin führt das geringe Angebot an kindlichen Herzspenden auch auf strukturelle Defizite auf den Intensivstationen zurück.
Häufig Überbrückung mit Kunstherzen
Dies betreffe zum Beispiel die adäquate medizinische Versorgung hirntoter Kinder bis zu einer möglichen Organspende.
Die Folge des Organmangels: Immer mehr transplantationsbedürftige Kinder müssten mit Überbrückungen wie Kunstherzen über Monate oder gar bis zu einem Jahr versorgt werden.
Nach Angaben des Kinder-Herzchirurgen Professor Ralf Sodian aus München haben selbst große Zentren nur einstellige Transplantationszahlen bei Kinderherzen.
Transplantationsbedarf im Kindesalter besteht als ultima ratio bei irreversiblem myokardialen Pumpversagen oder schweren strukturellen Herzfehlern.