Rauchverbot, nein danke - ein spätes Erbe der Nazi-Zeit ?

BONN (akr). In den umliegenden Staaten ist das Rauchverbot für öffentliche Räume und Kneipen längst selbstverständlich, in Deutschland gibt es hartnäckigen Widerstand und Unverständnis.

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Das ist möglicherweise ein paradoxes Erbe der Nazi-Zeit. Die deutschen Faschisten waren erklärte Feinde der Zigarette. Mit der restriktiven Anti-Rauch-Politik der Nazis wollte die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft nichts mehr zu tun haben. Die Nationalsozialisten brandmarkten das Rauchen aus Sorge um die "Volksgesundheit", so die britische Medizinhistorikerin Rosemary Elliot bei der Tagung "Medizin und Gesellschaft in Westdeutschland 1945 bis 1970" in Bonn. "Die Nationalsozialisten organisierten viele Kampagnen gegen das Rauchen", berichtete sie.

In der aggressiven Anti-Rauch-Propaganda wurden Zigarettenhersteller zum teuflischen "Tabak-Kapital", das die Gesundheit, die Arbeitskraft, die bevölkerungspolitischen Ziele und das Vermögen der Deutschen ruiniert. Nicht nur Hitler, auch Mussolini und Franco waren Nichtraucher - was die Propagandisten immer wieder herausstellten.

Prävention und Gesundheitsförderung bei "Ariern" war für die deutschen Faschisten ein zentrales Politikfeld, der Kampf gegen den Nikotinkonsum nahm großen Raum ein. "Du hast die Pflicht, gesund zu sein", hieß etwa eine Kampagne der Hitler-Jugend, die sich zuerst gegen das Rauchen richtete. Auch der Bund Deutscher Mädel verteilte Schriften gegen den Nikotinkonsum. Mit dem Verbot des Wortes "Damenzigarette" und anderen Maßnahmen versuchten die Nationalsozialisten, den Nikotinkonsum zurückzudrängen.

Ihnen ging es bei ihrem Kampf gegen den Nikotingenuss keineswegs nur um die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums. "Sie waren auch gegen den Lebensstil, den sie mit dem Rauchen verbanden", sagte Elliot. Die Zigarette stand für den "Camel-Lifestyle", den im Nazi-Deutschland verpönten amerikanischen Lebensstil. Auch nach dem Ende der Diktatur war Nikotinkonsum eng mit dem American Way of Life verbunden - was jetzt positiv begriffen wurde. "Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die Raucherpolitik in Westdeutschland extrem liberal", sagte Elliot.

Nur langsam kamen Aufklärungsaktionen in Gang. Viele hatten ganz offensichtlich nur Alibi-Charakter. "Die Warnung, die nicht warnt", nennt Elliot das. Die 1963 aufgelegte Broschüre "Zum Problem des Rauchens" zum Beispiel zeigt eine entzückende junge Frau mit Zigarette in der elegant gestreckten Hand, mit deren Bild Tabakkonzerne problemlos hätten werben können.

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