Schopenhauer: Gesundheit als Schlüssel zum Lebensglück

Schon als Medizinstudent erkannte Arthur Schopenhauer, dass Gesundheit das höchste Gut des Lebens ist. Als Philosoph beschäftigte er sich mit dem Menschen als Subjekt. Vor 150 Jahren starb Schopenhauer in Frankfurt.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Das Grab Schopenhauers auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

Das Grab Schopenhauers auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

© ill

"Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts." Kaum ein anderer Aphorismus Arthur Schopenhauers wird so häufig zitiert wie dieser. "Neun Zehntel unseres Glücks beruhen allein auf der Gesundheit", schrieb der vor 150 Jahren gestorbene Philosoph an anderer Stelle. "Mit ihr wird alles eine Quelle des Genusses." Dass Gesundheit das höchste Gut sei - diese Einsicht ist bereits während seines Medizinstudiums gereift, das seinen philosophischen Studien vorausging.

Kaufmannslehre, dann das Medizinstudium

Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in der Freien Hansestadt Danzig geboren. Sein Vater Heinrich Floris Schopenhauer entstammte einer angesehenen Kaufmannsdynastie, seine Mutter Johanna reüssierte als Schriftstellerin und leitete nach dem Tod ihres Mannes einen literarischen Salon in Weimar, in dem sie auch Goethe empfing. 1793 verließ die Familie Danzig und siedelte nach Hamburg über. Im Alter von 16 Jahren begann Arthur entgegen seiner eigentlichen Neigungen eine Kaufmannslehre, die er jedoch schon bald, nach dem plötzlichen Tod seines Vaters 1805, wieder abbrach.

Als Arthur mit 21 Jahren volljährig wird, bekommt er seinen Anteil am Erbe ausgezahlt. Von nun an ist er vermögend und darf sich ganz seinen geistigen Neigungen hingeben, die sowohl in den Naturwissenschaften als auch in der Philosophie beheimatet sind. Er entschließt sich, nach Göttingen zu ziehen, wo er sich zunächst als Student der Medizin immatrikuliert. Bei dem bekannten Anatom und Anthropologen Johann Friedrich Blumenberg hört er Vorlesungen über Physiologie und verlagert seinen Schwerpunkt nach und nach auf die Philosophie. 1811 zieht er nach Berlin, wo er sich von seinem berühmten Kollegen Johann Gottlieb Fichte neue Anregungen erhofft; allerdings kehrt er, von Fichtes Lehre enttäuscht, der preußischen Hauptstadt bereits nach zwei Jahren wieder den Rücken. An der Universität Jena reicht er 1813 seine Dissertation "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" ein und wird Doktor der Philosophie.

Der junge Arthur Schopenhauer studierte erst Medizin, dann Philosophie.

Der junge Arthur Schopenhauer studierte erst Medizin, dann Philosophie.

© dpa

Schopenhauers Hauptwerk - "Die Welt als Wille und Vorstellung" - erscheint nur sechs Jahre später bei F.A. Brockhaus in Leipzig. In vier Büchern stellt er die Frage nach dem Ding an sich, das er selbst - anders als sein Lehrmeister Kant - als Willen identifiziert. Indem er Vernunft und Intellekt degradiert und den Willen zum eigentlichen Antrieb des Menschen erklärt, bricht er radikal mit der geltenden philosophischen Tradition. "Die Haupt- und Grundtriebfeder im Menschen wie im Tiere ist der Egoismus, das heißt der Drang zum Dasein und Wohlsein." Der Intellekt als Vollzugsorgan triebbestimmten Handelns - mit seiner Philosophie bereitete Schopenhauer unter anderem auch der Psychoanalyse Sigmund Freuds den Weg.

Schopenhauer indes muss noch zwei Jahrzehnte auf die ersehnte Anerkennung warten. 1820 habilitiert er sich an der Berliner Universität und beginnt dort eine Lehrtätigkeit. Hier kommt es zum inzwischen legendären Streit mit Friedrich Hegel: Schopenhauer will seinen Widersacher provozieren und setzt die eigenen Vorlesungen gleichzeitig mit denen Hegels an. Der Schuss geht jedoch nach hinten los: Statt in Scharen zu Schopenhauer überzuwechseln, halten die meisten Studenten Hegel die Treue. Entnervt gibt Schopenhauer seine Lehrtätigkeit auf und verlässt Berlin auf unbestimmte Zeit.

Der Weg in die geistige Elite des Landes ist weit

Nach längeren, krankheitsbedingten Aufenthalten in München, Bad Gastein und Dresden kehrt er erst im April 1825 in die preußische Hauptstadt zurück und unternimmt einen erneuten Versuch, in der Lehre Einfluss zu nehmen. Die erhoffte Achtung wird ihm allerdings noch immer nicht zuteil. Als 1831 in Berlin die Cholera ausbricht (an der unter anderen Hegel stirbt), flieht Schopenhauer nach Frankfurt am Main, wo er sich ab 1833 endgültig niederlässt.

1840 endlich beginnt das Blatt sich zu wenden. Immer mehr Menschen erkennen die wahre Bedeutung seines Werks und rühmen Schopenhauer als Denker von weltgeschichtlicher Bedeutung. Endlich ist er dort angekommen, wo er sich schon als junger Mann gewähnt hat - in der geistigen Elite seines Landes. 1851 veröffentlicht er die "Parerga und Paralipomena" mit den berühmten "Aphorismen zur Lebensweisheit", seinem vielleicht populärsten Werk. Geistesgrößen pilgern nach Frankfurt, um Schopenhauer ihre Aufwartung zu machen, Richard Wagner lässt ihm seine Dichtung "Der Ring des Nibelungen" überreichen. Allerdings bleiben Schopenhauer da nur noch wenige Jahre, um seinen Ruhm auszukosten. Am 9. September 1860 erkrankt er an einer Pneumonie. Monate vorher hatte er bereits über "Atmungsbeschwerden mit starkem Herzklopfen im Gehen" geklagt. Am 21. September erliegt er seiner Krankheit und wird fünf Tage später auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.

"Die größte Torheit ist, seine Gesundheit aufzuopfern", schrieb der Philosoph in seinen "Aphorismen zur Lebensweisheit", "für was es auch sei, für Erwerb, für Beförderung, für Gelehrsamkeit, für Ruhm, geschweige für Wollust und flüchtige Genüsse: vielmehr soll man ihr alles nachsetzen."

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ärztin impft Jungen.

© Science Photo Library / Agentur Focus

Zi-Auswertung von Abrechnungsdaten

HPV-Impfung: Deutschland weit unter Zielmarke der EU

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass Zufallsbefunde im Halsbereich beim CT-Screening auf Lungenkrebs unvermeidbar sind und wegen ihres Potenzials für Malignität eine adäquate Nachverfolgung und Abklärung erfordern.

© utah51 / stock.adobe.com

Krankenakten retrospektiv ausgewertet

Lungenkrebs-Screening: Häufig Zufallsbefunde im Halsbereich

Karl Lauterbach (SPD)

© Geisler-Fotopress / picture alliance

Krankenhaus

Klinikreform: Was nun auf Ärzte, Kliniken und Krankenkassen zukommt