Auch Naschkatzen wollen mal was Gesundes
Was kann ich tun, um gesund zu bleiben? Jeder dritte Grundschüler weiß das nicht, zeigt eine Studie. Experten fordern vor allem von Eltern, Ärzten und Lehrern mehr Aufklärung.
Veröffentlicht:Süßigkeiten zum Frühstück, zu Mittag und zum Abendbrot? Dass Kinder vor allem auf Zuckerzeug Appetit haben, mag stimmen. Allerdings würde ihr Gesundheitsbewusstsein die meisten Kinder wohl davon abhalten, diesen Wunsch auch umzusetzen, zeigt eine Studie.
Kinder sind wissbegierig, wenn es um ihre Gesundheit geht. So möchten 78 Prozent der befragten Sieben- bis Neunjährigen mehr über Gesundheitsförderung und Prävention wissen.
Das hat die Kindergesundheitsstudie 2011/2012 des Deutschen Kinderschutzbundes in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut Prokids und dem Essener Schuhhersteller Elefanten ergeben.
Das Ergebnis verpflichtet aber auch die Erwachsenen, sagte Professor Dietrich Grönemeyer bei der Vorstellung der Studie in Köln. Der Arzt ist Gründer der Dietrich Grönemeyer Stiftung gGmbH für Prävention und Gesundheitsförderung.
Kinder interessieren sich für Gesundheitsthemen
"Kinder wollen vor allem Informationen von ihren nächsten Bezugspersonen wie Eltern, Ärzten und Lehrern, orientieren sich aber auch stark an Werbung und Fernsehen", sagte Grönemeyer. "Erhalten sie die gewünschten Informationen nicht von den Bezugspersonen, werden diese Rolle Werbung und Fernsehen übernehmen."
Ärzte, Eltern und Lehrer müssten deshalb noch mehr dafür tun, mit den Kindern über gesunde Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung zu sprechen. Denn 28 Prozent der Grundschüler sind sich unsicher, was sie tun können, um gesund zu bleiben. Grönemeyer zeigte sich über die Ergebnisse der Studie überrascht.
"Ich bin völlig überrumpelt, hatte ich doch gedacht, dass Kinder nicht an Gesundheit interessiert sind, sondern am Fernsehen", sagte er. Das sieht Friedhelm Güthoff vom Deutschen Kinderschutzbund genauso: "Die Kinder sind hier die Experten und wir stehen ihnen gegenüber in der Pflicht."
Auf die Frage "Was gehört für dich dazu, dass du dich gesund fühlst?" gaben viele Sieben- bis Neunjährige mehrere Antworten. Die meisten Antworten (62 Prozent) fallen in die Kategorie "gesunde Ernährung". Ein Kind sagte etwa: "Wenn ich Salat mit Karotten esse, werde ich gesund".
Auch zu komplexen Themen befragen
An zweiter Stelle steht mit 34 Prozent "körperliche Bewegung". Die Forscher zählten dazu Antworten wie "Fußball spielen", "Klettern" oder "in die Schule laufen". Danach kommen "seelische Aspekte" (14 Prozent). Antworten wie "traurig sein dürfen" oder "zu meinem Papa ans Grab fahren" wurden hier eingeordnet.
Kaum eine Rolle spielt Fernsehen. Allerdings sind solche Äußerungen bei Jungen mit drei Prozent deutlich häufiger vertreten als bei Mädchen mit einem Prozent.
Die Mehrheit der Kinder weiß, dass ihr Verhalten mit ihrer Gesundheit zusammenhängt. Für die Aussage "Wenn ich gesund bleiben will, muss ich auf bestimmte Dinge achten" kreuzten immerhin 68 Prozent "stimmt sehr" und rund 19 Prozent "stimmt ziemlich" an.
Die Ergebnisse zeigen, dass es Sinn macht, Kinder auch zu komplexen Themen zu befragen, sagte die wissenschaftliche Leiterin Anja Beisenkamp vom Prosoz-Institut für Sozialforschung Prokids.
Zusätzlich zu den im Dezember veröffentlichten Informationen und Analysen werden im Laufe des Jahres 2012 weitere Ergebnisse der Studie präsentiert, darunter die Themen Ernährung, Stress und Entspannung sowie Bewegung.