Hohe Steuern und Co
Rauchen wird uncooler
Rauchverbote in Diskos und Kneipen und hohe Steuern wirken: Die Zahl der jungen Raucher geht zurück. Experten wollen aber noch mehr erreichen - und schielen nach Australien.
Veröffentlicht:HEIDELBERG. Rauchen ist unter Jugendlichen deutlich weniger angesagt als früher.
"In den letzten zehn Jahren sank der Anteil der rauchenden Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren von 28 Prozent auf unter zwölf Prozent", sagte Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin des WHO-Kollaborationszentrums des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) für Tabakkontrolle.
Nicht zuletzt die Aufklärungskampagnen des DKFZ hätten ihren Anteil an diesem bundesweiten Erfolg, berichtete sie auf einer Pressekonferenz anlässlich der 10. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle in Heidelberg. Heute gelte das Rauchen in der Öffentlichkeit nicht mehr als selbstverständlich.
Besonders die mehrmalige Erhöhung der Tabaksteuer, das gesetzlich vorgeschriebene Rauchverbot in Restaurants oder Diskos sowie Einschränkungen bei der Tabakwerbung hätten ein Umdenken in der Gesellschaft bewirkt.
"Immerhin: Wenn man in Deutschland eine Zigarettenpackung kauft, entfallen 74 Prozent des Kaufpreises auf die Tabaksteuer", sagte Dr. Kerstin Schotte von der WHO.
Teure Zigarettenpreise seien hilfreich, um Jugendliche abzuschrecken. Die WHO-Empfehlung liege hier sogar bei einem Steueranteil von 75 Prozent.
Der deutliche Rückgang des Tabakkonsums, insbesondere unter Jugendlichen, sei ein substanzieller Beitrag zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung, so Pötschke-Langer.
"Die Entscheidung für das Rauchen wird von 90 Prozent der Raucher vor dem Eintritt des 18. Lebensjahrs gefällt", machte Dr. Tobias Effertz vom Institut für Recht und Wirtschaft von der Uni Hamburg deutlich.
Dem Beispiel Australien folgen
Zigarettenwerbung, die sich gezielt an Jugendliche wende, müsse entsprechend stark bekämpft werden. Ein Dorn im Auge ist Effertz dabei die neueste Werbung "Maybe" der Firma Marlboro.
"Neuesten Studien zufolge haben bereits 30.000 Jugendliche aufgrund dieser Kampagne mit dem Rauchen angefangen oder sich zu einem Wechsel ihrer Marke verleiten lassen", warnte er.
Effertz forderte die Verantwortlichen in den zuständigen Landesämtern auf, stärker als bisher gegen solche Werbekampagnen vorzugehen.
Trotz der Erfolge bei der Tabakprävention sieht man sowohl beim DKFZ als auch bei der WHO noch große Aufgaben vor sich. "Wir halten nach wie vor einen umfassenden Nichtraucherschutz ohne Ausnahmeregelungen in der Gastronomie für dringend erforderlich", so Pötschke-Langer.
Außerdem strebe das DKFZ in Übereinstimmung mit der WHO strikte Werbeverbote und eine verbesserte Produktregulation an.
WHO-Expertin Schotte nannte in diesem Zusammenhang Australien als vorbildlich. Seit dem 1. Dezember seien hier alle Zigarettenpackungen in einem unattraktiven oliv-braunen Farbton gestaltet. Ein großes buntes Logo von dem Tabakunternehmen suche man hier vergebens.
Nur eine kleine Aufschrift informiere über die Marke. Auffallend dagegen seien die abschreckenden Fotos auf den Packungen. 90 Prozent der Fläche auf der Vorderseite und 50 Prozent auf den Rückseiten nähmen diese Bilder ein.
Todkranke Menschen, ein erblindetes Auge oder eine schwarze Lunge seien hier zu sehen. "Es wäre prima, wenn auch in Deutschland das Beispiel Australien umgesetzt werden könnte", so Schotte.