Pilzesammler
Experten warnen vor Pilz-Apps
Mit der Smartphone-App Pilze im Wald bestimmen? Vorsicht! Das kann Folgen für Leib und Leben haben.
Veröffentlicht:HANNOVER/MÜNCHEN. Ab in die Pilze: Immer mehr Menschen haben Experten zufolge wieder Lust Steinpilze, Pfifferlinge und Co. sammeln zu gehen.
Nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 sei dagegen lange Zeit niemand mehr in die Pilze gegangen, erklärte der Pilzexperte Dieter Honstraß, der mit seiner mobilen Pilzschule in ganz Deutschland unterwegs ist. Nun sei das Interesse wieder gestiegen.
Auch ausgebuchte Volkshochschulkurse und Führungen zeigen, dass heimische Pilze und Heilkräuter im Trend liegen.
"Obwohl das Interesse steigt, ist das Wissen auf einem niedrigen Niveau", erklärte Peter Karasch, Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Fachleute warnen daher davor, nur mit Hilfe eines Pilzhandbuches oder gar mit nur einer App zu suchen.
Mehr Anrufe in Giftinformationszentrum Nord
Mit einer Smartphone-App Pilze im Wald bestimmen - dieser Trend birgt viele Gefahren. Experten weisen auch darauf hin, dass kostenlos erhältliche App-Testversionen ohnehin meist nur wenige Dutzend Pilzarten erschließen. Sie sehen aber eine Gefahr: Wenn mehr Sammler unterwegs sind, steigt die Zahl der Anrufe im Giftinformationszentrum Nord (GIZ).
Allein im September haben sich 80 Anrufer wegen möglicher Pilzvergiftungen in der zentralen Anlaufstelle für die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein gemeldet. Dies seien doppelt so viele wie im September 2012 gewesen, teilte die Zentrale mit.
Pilzexperte Dieter Honstraß betrachtet das steigende Interesse mit Sorge - auch vor dem Hintergrund, dass nach Tschernobyl über Jahre Sendepause im Wald herrschte.
"Da fehlt eine ganze Generation mit Pilzerfahrung", sagt der 65-Jährige aus Salzgitter. (mit Material von dpa)