Prostitution:
Hilfsvereine gegen Mindestalter und Kondompflicht
Wann das neue Gesetz zur Prostitution kommt, ist noch unklar. Denn zwischen Union und SPD sind einige Punkte sehr umstritten. Mehrere Vereine, die Prostituierten Hilfe anbieten, haben sich jetzt eingeschaltet. Sie wollen vor allem eines nicht: Mehr Zwang.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Pläne der Bundesregierung für ein Gesetz zum Schutz von Prostituierten sind bei Hilfsvereinen und Frauenverbänden auf massive Kritik gestoßen.
Die Vereine lehnten nicht nur die Forderung der Union nach einer bundesweiten Kondompflicht in Bordellen ab, sondern auch die von den Koalitionären geforderte Anmeldepflicht für Prostituierte.
Eine Anmeldepflicht wäre erst dann nicht mehr problematisch, "wenn es normal ist, auf einer Party zu sagen, 'Ich bin Prostituierte", sagte Maria Wersig vom Deutschen Juristinnenbund.
Häufig Opfer von Diskriminierung
Davon sei man aber trotz der Legalisierung der Prostitution noch weit entfernt. Vor allem auf dem Land, wo jeder jeden kennt, würden Frauen, die sich als Sexarbeiterinnen registrieren ließen, leicht Opfer von Diskriminierung.
Die Leiterin der Beratungsstelle Mitternachtsmission in Dortmund, Andrea Hitzke, sprach sich zudem dagegen aus, ein Mindestalter von 21 Jahren für Prostituierte festzulegen.
Sie sagte: "Das würde keinen Schutz bringen, sondern die jüngeren Prostituierten nur in die Illegalität treiben, wo sie dann noch häufiger Opfer von Gewalt und Ausbeutung würden".
Kondompflicht schwer zu kontrollieren
Die Kondompflicht, die es in Bayern und im Saarland bereits gibt, finden die Hilfsgruppen vor allem deshalb schlecht, weil es schwer sei, Verstöße nachzuweisen.
Die Kontrollen verdeckter bayrischer Polizeiermittler, die sich als Freier ausgäben, seien der falsche Weg, weil dann nur die Sexarbeiterin bestraft werde und nicht der Freier, sagte Marianne Rademacher von der Deutschen Aidshilfe.
Die Kondompflicht, das Mindestalter, Pflichtuntersuchungen für Prostituierte und die Bestrafung von Freiern von Zwangsprostituierten sind zwischen SPD und Union noch umstritten.
Einigkeit besteht dagegen bei der Erlaubnispflicht für Bordelle und der Anmeldepflicht für Prostituierte.
Auch bei dem geplanten Verbot sogenannter "Gang-Bangs", "Flatrate-Sex" und anderen "menschenunwürdigen Veranstaltungsformen" ziehen die Koalitionäre an einem Strang.
Die komplette Legalisierung der Prostitution im Jahr 2002 hat nach Ansicht zahlreicher Experten nicht zu weniger Ausbeutung im Rotlicht-Milieu geführt. (dpa)