Felix Burda Award

Die Darmkrebsvorsorge trägt Früchte

Zum dreizehnten Mal ist am Sonntagabend der Felix Burda Award in Berlin verliehen worden. Trotz Feierlaune richtete Stiftungsgründerin Dr. Christa Maar deutliche Worte an Kritiker der Darmkrebsvorsorge.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Gruppenbild bei der Preisverleihung des Felix Burda Awards 2015 in Berlin.

Gruppenbild bei der Preisverleihung des Felix Burda Awards 2015 in Berlin.

© Felix Burda Stiftung

BERLIN. Etwa 180.000 Neuerkrankungen und 80.000 Todesfälle von Darmkrebs konnten verhindert werden. Darüber hinaus wurden 40.000 Tumoren in einem so frühen Stadium entdeckt, dass Patienten geheilt werden konnten.

Diese spektakulären Zahlen haben Professor Hermann Brenner und seine Kollegen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg in diesem Frühjahr hochgerechnet.

Grundlage dafür waren 4,4 Millionen Koloskopien, die zwischen 2002 und 2012 im Rahmen eines nationalen Vorsorge-Koloskopieprogramms gemacht worden sind.

Für Dr. Christa Maar, Chefin der Felix Burda Stiftung, bedeutet das zweierlei: Die bisherige Arbeit trägt erste Früchte, und das Bemühen um die Vorsorge darf nicht nachlassen.

Elf Nominierte aus 57 Bewerbungen

Ruth Moschner und Dr. Christa Maar (v.l.) bei der Preisverleihung des Felix Burda Awards 2015

Ruth Moschner und Dr. Christa Maar (v.l.) bei der Preisverleihung des Felix Burda Awards 2015

© Felix Burda Stiftung

Dies unterstrich die Stiftungsgründerin bei der diesjährigen Verleihung des Felix Burda Awards, zu der über 300 Prominente aus Wissenschaft und Wirtschaft, aus Politik und Gesellschaft am Sonntagabend ins Berliner Hotel Adlon Kempinski geladen waren. Mit 57 Bewerbungen konnte die Zahl aus dem vergangenen Jahr von 48 getoppt werden - keine leichte Aufgabe für die 23-köpfige Jury, daraus elf Projekte zu nominieren.

Auch wenn die politische Diskussion etwa über die konkrete Ausgestaltung des Krebsfrüherkennungs- und Registergesetzes nicht im Mittelpunkt der Gala stand, formulierte Christa Maar doch klare Botschaften an Politik und Gemeinsamen Bundesausschuss.

Dabei stellte sie auch die ökonomische Wirkung der Vorsorge heraus, wonach auf der Grundlage der Untersuchungen von Brenner abzuleiten sei, dass die Vorsorgekoloskopie nicht nur effektiv sei, sondern dem Gesundheitssystem bares Geld spare.

Durch frühzeitiges Erkennen von Tumoren seien dem System eine Milliarde Euro erspart geblieben, so Maar.

Hart ins Gericht ging sie mit "Angstmachern", "Kleinrednern" und "Motivationskillern", die immer wieder die Gefährlichkeit der Darmkrebsfrüherkennung in den Mittelpunkt stellten und ihren Nutzen in Zweifel zögen. Maar: "Ich habe den Eindruck, dass hier oft Wissenschaft und Ideologie vermischt werden."

An den Gemeinsamen Bundesausschuss appellierte Maar, den Handlungsspielraum zu nutzen, für Menschen mit familiären und erblichen Darmkrebsrisiko "abweichende Altersgrenzen" festzulegen. Wohl wissend, dass das IQWiG den Nutzen vorgezogener Früherkennung für Risikogruppen als nicht belegt sieht.

Mit Blick auf die Vorbereitungen zur Umsetzung des organisierten Darmkrebs Screening Programms forderte Maar eine Verpflichtung zur Dokumentation.

"Wir geben seit 40 Jahren an Versicherte Jahr für Jahr vier Millionen Stuhltests aus und haben keine Ahnung, was sie bewirken." Neu gewonnene Erkenntnisse sollten dokumentiert und regelmäßig ausgewertet werten, um daraus Qualitätsindikatoren zu erstellen.

Vier Kategorien mit fünf Preisen

Im Anschluss an die Rede Christa Maars wurden die Preise vergeben:

In der Kategorie "Betriebliche Prävention" ging der Preis an Dr. Michael Schneider, Andrea Jakob und Stefan Rinn von Boehringer Ingelheim mit ihrem Projekt "Fit im Leben - fit im Job - 4K: Gesunder Darm ganz sicher".

Ausgezeichnet wurde damit ein Projekt, das 2011 im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung den Mitarbeitern des Unternehmens angeboten wurde. Der Kommentar der Jury: "Herausragend ist die Dokumentation in der Konzernbetriebsvereinbarung, die Vorbildcharakter hat."

In der Kategorie "Beste Präventionsidee" ging der Preis an das Projekt "SMS-Prep: Eine optimierte multilinguale Koloskopievorbereitung mit Hilfe von Kurznachrichten (SMS).

Dabei verfolgt das Projekt, das von Dr. Benjamin Walter vom Klinikum rechts der Isar der TU München und Julian Weddige (smartpatient GmbH) betreut wird, das Ziel einer medialen Strategie zur Vorbereitung auf die Koloskopie.

Über SMS erhalten Patienten wichtige Verhaltensmaßnahmen und Ernährungshinweise vor und nach der Untersuchung. "Die Idee überzeugt besonders durch ihre hohe Usability", urteilte die Jury.

In der Kategorie "Engagement des Jahres" wurden Privatdozent Dr. Michael Reng und Georg Schneider ausgezeichnet. Mit dem eher skurrilen Projekt "Das Bier danach" hatten sich 19 Brauereien, 31 Praxen und 33 Kliniken an der Aktion beteiligt - allerdings mit alkoholfreiem Weißbier.

Die Kabarettistin und Laudatorin Monika Gruber: "Die Bewerbung überzeugt durch die kreativ-amüsante Idee, jedem Teilnehmer nach erfolgter Vorsorgekoloskopie eine Flasche Bier zur Rehydrierung mitzugeben."

Zweiter Gewinner in dieser Kategorie war das Projekt "Initiative Rote Hose . Darmkrebsvorsorge und -früherkennung: lerne - erkenne - handle - nicht erst mit 50!" Die Moderatorin, Autorin und Schauspielerin Miriam Pielhau überreichte den Preis an Petra Thomas, die 2013 selbst die Diagnose Kolon-Ca im 4. Stadium mit 31 Jahren bekommen hatte.

In der Kategorie Medizin und Wissenschaft erhielten Professor Magnus von Knebel Doeberitz und PD Dr. Matthias Kloor, beide von der Uni Heidelberg, sowie Professor Elke Jäger vom Nordwest Krankenhaus in Frankfurt den Preis.

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich bereits seit Jahren mit der Entwicklung eines Impfstoffes gegen den erblichen Dickdarmkrebs. In den vergangenen 15 Jahren entdeckten sie immunologische Zielstrukturen, die in Zukunft zur Prävention von erblichen Kolon-CA dienen könnten.

Obwohl klinische Studien die tatsächliche Wirksamkeit noch belegen müssen, beeindruckte die Jury die hier zugrunde liegende Erforschung der Frameshift-Peptide als erfolgversprechenden Target-Antigene.

"Ein Schritt in eine gute und richtige Richtung", befand der Chef der Klinik rechts der Isar vom Institut für Molekulare Immunologie, Professor Percy Knolle.

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