Felix Burda Award
Ehrungen für Kampf gegen Darmkrebs
Preise für die Audi AG in der BMW Welt, eine Fernsehserie zum Schmunzeln und einen neuen Darmkrebs-Test mit großem Potenzial: Damit setzte die Felix Burda Stiftung zum 15. Geburtstag ihre Akzente bei der diesjährigen Award-Verleihung in München.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Ende April sollte der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die Umsetzungsvorschriften zum organisierten Darmkrebsscreening vorlegen. So fordert es das Krebsfrüherkennungs- und Registergesetz. Doch daraus wird wohl nichts, wie die "Ärzte Zeitung" vom GBA erfahren hat.
Dennoch gibt es einen Lichtblick für die Darmkrebsprävention: Am 21. April berät der GBA über einen immunologischen Test - ein Verfahren, das seit Jahren von Experten empfohlen wird.
Mit Beschluss vom 20. November 2014 hatte der GBA ein entsprechendes Beratungsverfahren zur Etablierung eines organisierten Darmkrebsscreenings eingeleitet. Im Fokus stehen vor allem die Anspruchsvoraussetzungen sowie die Überwachung der Struktur-, Prozess-und Ergebnisqualität.
Auch wenn sich die Umsetzungsregelungen verzögern werden, tat dies der Feierlaune bei der Felix Burda Award-Gala am Sonntagabend in der BMW Welt keinen Abbruch.
Außergewöhnliche Werbekampagne sorgt für Aufsehen
TV-Spot der Felix Burda Stiftung
Überwiegend positiv, aber auch kritisch wurde ein TV-Spot der Felix Burda Stiftung zum Thema Darmkrebsvorsorge aufgenommen.
Hier geht es zum Videoclip auf YoutubeNach elf Jahren kehrte die Stiftung an ihre Wirkungsstätte München zurück und lud zur 14. Preisverleihung ein - kurze Wege für die Stiftung, die in Bayerns Metropole ihren Hauptsitz hat.
Etwa 500 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Showbusiness waren der Einladung gefolgt, um die Auszeichnung der Preisträger in den Kategorien "Betriebliche Prävention", "Engagement des Jahres" und "Medizin & Wissenschaft" zu verfolgen.
Darunter Gesundheitsminister Hermann Gröhe und seine Kollegin Melanie Huml, die die Gründungsmitglieder Dr. Berndt Birkner und Professor Meinhard Classen ehrte.
Bereits im Vorfeld der Gala hatte die Stiftung mit ihrer außergewöhnlichen Werbekampagne für Aufsehen gesorgt: "Autowaschen kann tödlich sein. . ., Shopping kann tödlich sein. . . , Yoga kann tödlich sein, . . . wenn Sie deshalb nicht zur Darmkrebsvorsorge gehen."
Stiftungs-Chefin Dr. Christa Maar im Interview mit der "Ärzte Zeitung": "Nach 15 Jahren mit diversen Kampagnen mit Prominenten haben wir beschlossen, einen neuen Weg zu gehen. 80 Prozent der Menschen in Deutschland - vor 15 Jahren waren es nur 20 Prozent - wissen heute, dass es eine Darmkrebsvorsorge gibt.
Trotzdem haben bisher kaum mehr als 30 Prozent der Anspruchsberechtigten die Vorsorgekoloskopie gemacht." Eine mögliche Erklärung: Es gibt keine direkte Belohnung. Daher schiebt man die Dinge hinaus und konzentriert sich auf Dinge, die einem kurzfristige Befriedigung bringen - Shoppen, Autowaschen, Yoga.
Aktive Einmischung in die Politik
Der zweite Weg, den die Stiftung seit Jahren beschreitet, ist die aktive Einmischung in die politische Diskussion um die Darmkrebsvorsorge. Dazu hat sich die Stiftung mit weiteren sechs Organisationen zusammengeschlossen und 2015 die Berliner Erklärung herausgegeben - ein Zehn-Punkte Fahrplan mit dezidierten Forderungen zum Darmkrebsscreening.
In ihrer Rede ließ Christa Maar die 15 Jahre nach Gründung der Stiftung Revue passieren und lobte dabei ausdrücklich das Engagement der vielen Mitstreiter. Die Stiftungsvorsitzende beklagte aber auch mangelende Fortschritte beim Thema familiäres Darmkrebsrisiko: "Hier gibt es eine echte Versorgungslücke in Deutschland."
Dabei beschrieb Maar die absurde Situation, in der ein Arzt stecke, der einen 40-jährigen Versicherten koloskopiert, dessen Mutter mit 50 Jahren an Darmkrebs gestorben sei. Die Empfehlung der Leitlinie dazu sei eindeutig.
Dennoch zahle die Kasse die Koloskopie nicht. Maar: "Der Arzt muss also eine Krankheit oder Beschwerden erfinden, die der Patient nicht hat - eine ziemlich schizophrene Situation."
Maar bekräftigte ihre Kritik am IQWiG mit Blick auf den fehlenden Nutzenbeleg: Jeder koloskopierende Arzt könne den Nutzen dutzendfach aus seiner Praxis belegen. Es seien oft junge Menschen, "die mit fortgeschrittenem Darmkrebs kommen und nichts von ihrem familiär erhöhten Risiko wussten".
Preise in drei Kategorien
Im Anschluss an die Rede wurden die Preise vergeben, die die 26-köpfige Jury ausgelobt hatte:
In der Kategorie "Betriebliche Prävention" gab es eine kleine Kuriosität. Das hätten sich die Mitarbeiter der Audi AG auch nicht träumen lassen, in der BMW Welt für ihr Engagement ausgezeichnet zu werden, kommentierte Dr. Stefan Webendörfer, Vizechef Gesundheitsförderung der BASF schmunzelnd die Preisvergabe.
Die Darmkrebsprävention durch immunologische Stuhltests für alle Mitarbeiter über 45 Jahre und intensive Aufklärungsgespräche sind seit zehn Jahren fester Bestandteil des konzernweiten Audi Check-ups.
Nach Informationen des Unternehmens nehmen etwa 90 Prozent der Belegschaft den Check-up in Anspruch. 3200 Personen haben das Stuhltest-Angebot angenommen - über 70 zurückgegebene Tests waren positiv.
In der Kategorie "Engagement des Jahres" ging der Preis an die Serie des Bayerischen Fernsehens "Dahoam is Dahoam". Darin wurde das Thema Darmkrebsvorsorge in sechs Folgen à 30 Minuten bespielt. Schauspielern und Ärztin Maria Furtwängler überreichte den Preis.
Mit der Serie sei nicht nur die Kernzielgruppe der über 50-Jährigen erreicht worden, sondern es seien auch die 14- bis 49-Jährigen angesprochen und so mit dem Thema familiäres Risiko konfrontiert worden.
Der Kommentar der Jury: So passend, positiv und originell sei das Thema Darmkrebsvorsorge noch nie in eine Serie integriert worden. Dotiert ist der Preis mit 5000 Euro.
In der Kategorie "Medizin & Wissenschaft" erhielten die Wissenschaftler Professor Peer Bork, Dr. Georg Zeller, Dr. Anita Voigt und Jessica Oberheim vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg für einen mikrobiellen Biomarker den Preis.
Mithilfe modernster Metagenomik hat das Team genaue Assoziationen des Darmmikrobioms mit Darmkrebs vor allem im frühen Stadium ermittelt. Bestimmte Bakterienkonstellationen könnten damit als Warnsignale für Darmkrebs dienen.
Überreicht wurde der mit 5000 Euro dotierte Preis von Professor Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. (Mitarbeit: af)