Verbrennungsgefahr
Wenn die E-Zigarette explodiert
Rauchen an sich ist schon ungesund – mit E-Zigaretten und Vaporizern kommt eine neue Gefahr hinzu: Die Anwender können sich durch explodierende Geräte schwer verbrennen.
Veröffentlicht:COLTON, USA. Wird über Gesundheitsgefahren beim Dampfen von E-Zigaretten diskutiert, stehen meist die Auswirkungen der inhalierten Substanzen im Vordergrund. Gefahr droht jedoch noch von einer ganz anderen Seite: Die Geräte können mitunter explodieren.
Immer wieder schaffen es einige spektakuläre Fälle in die Medien, etwa der von Andrew Hall aus Idaho. Ihm explodierte eine E-Zigarette im Mund. Das kostete ihn sieben Zähne und verursachte Verbrennungen zweiten Grades. Ärzte mussten ihm Plastik- und Metallteile sowie Zahnfragmente aus Lippen, Kehle und Mundraum ziehen. Hall stellte zur Abschreckung seine Verletzungsfotos auf Facebook.
In einem anderen Fall fackelte eine Britin aus London ihre Wohnung ab, als sie den Akku des Geräts über Nacht laden wollte. Die Frau kam mit einem Schock und einer Rauchvergiftung davon.
US-Ärzte erstellen Statistik
Solche Vorfälle nahmen Ärzte um Dr. Jake Toy und Mitarbeiter eines Verbrennungszentrums in Colton, Kalifornien, zum Anlass, Häufigkeit und Auswirkungen von explodierenden E-Zigaretten und Vaporizern in ihrem Einzugsbereich zu untersuchen (Toy J et al. Alarming increase in electronic nicotine delivery systems-related burn injuries: A serious unregulated public health issue. Am J Emerg Med 2017, online 22. Mai).
Die Klinik behandelt jährlich rund 2500 Patienten mit Brandverletzungen, etwa 400 von ihnen müssen stationär aufgenommen werden. Zwischen November 2015 und März 2017 befanden sich unter den Verletzten auch 25 Patienten, bei denen eine explodierende E-Zigarette oder ein detonierender Vaporizer zu den Verletzungen geführt hatte.
E-Zigaretten verdampfen eine nikotinhaltige Flüssigkeit, Vaporizer in der Regel Tabak, Marihuana oder Kräutermischungen. Beide Gerätetypen verwenden Akkus oder Batterien, deren Fehlfunktion zur Überhitzung und Explosion führen kann.
Vor allem Schenkel- und Genitalverletzungen
Mit einer Ausnahme waren alle Patienten männlich, das Alter betrug im Schnitt 34 Jahre. Bei 18 Patienten war das Gerät in der Hosentasche explodiert. Entsprechend verbrannten sich die meisten im Oberschenkel- und Genitalbereich.
Bei sechs detonierte der Apparat im Mund, bei einem in der Hand. Die Explosionen verbrannten 1–9% der Hautoberfläche, im Mittel waren es 4%. Zwei Drittel erlitten Verbrennungen zweiten Grades, die übrigen auch dritten Grades.
Zwölf Patienten – also immerhin fast die Hälfte – mussten stationär behandelt werden. Im Median konnten sie nach vier Tagen entlassen werden. Todesopfer waren nicht zu beklagen. Toy und Mitarbeiter verweisen auf eine ähnliche Fallserie einer Klinik im Bundesstaat Washington.
Von 15 Betroffenen hatten acht Brandwunden am Oberschenkel, was auch hier darauf deutet, dass die Geräte zumeist in der Hosentasche explodierten.
Die US-Ärzte schließen daraus, dass sich Notfallambulanzen und Verbrennungszentren vermehrt auf Verletzungen an den Oberschenkeln und im Gesicht durch detonierende Verdampfer einstellen müssen.
Problem:Aufladen
Gleichzeitig fordern sie Gesundheits- und Zulassungsbehörden auf, mehr für die Prävention zu tun – zum einem, um der steigenden Beliebtheit des Dampfens bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen entgegenzuwirken, zum anderen, um die Sicherheit der Geräte zu erhöhen.
Nach einem Bericht der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA (Federal Emergency Management Agency) explodieren rund 80% der Geräte beim Aufladen der Akkus – zumeist also ohne direkten Personenschaden, aber mit erheblicher Brandgefahr. Hauptgrund dafür ist offenbar die Verwendung des falschen Ladegerätes.
Gefährliche Manipulationen
Auch Manipulationen der Heizspiralen durch die Anwender können zu Kurzschlüssen führen, ebenso Versuche, die Akkulaufzeit zu verlängern, indem mehrere Akkus hintereinander geschaltet werden.
Schließlich ereignen sich viele der Explosionen mit unzureichend gesicherten Billiggeräten. Diese verfügen oft nicht über gesicherte Lithiumionenakkus mit Überladungs- und Tiefenentladungsschutz.
Bessere Geräte haben zudem einen Entgasungsschutz. Gas, das aus einem überhitzten Akku ausströmt, wird abgeführt, bevor es sich entzünden kann.