Fundsache
Quote? Für Piraten ist das Sexismus 2.0
14 Männer und eine Frau: Bei der Berliner Fraktion der Piratenpartei sieht es ähnlich aus wie in den Dax-Unternehmen. Das Ideal der Partei ist "post-gender", also gegen eine soziale Unterscheidung der Geschlechter, zwischen Männern, Frauen und anderen Chromosom-Trägern. Aber reicht das? Wie kommt die Partei vor der Bundestagswahl 2013 ohne Quote aus der Misere? Die Debatte um die Piratinnen wirft jedenfalls eine Frage auf: Ist "Gender" (etwa: soziales Geschlecht) wirklich nicht mehr wichtig? "Das ist keine Argumentation, sondern eine sehr fragwürdige Behauptung, die jeglicher Erfahrung widerspricht", findet die feministische Autorin Luise F. Pusch. "Frauen sind in allen Machtpositionen - dazu gehören selbstverständlich auch die Abgeordnetensitze beziehungsweise die Listenplätze einer Partei - massiv unterrepräsentiert." Eine Quote aber hält die Piratenpartei für "Sexismus 2.0" und für 20. Jahrhundert, wie Aktivistin Julia Schramm erklärt. Grundsätzlich seien Frauen in Politik und Technik wenig vertreten, sagt Schramm. "Wir haben ein Sexismusproblem in der Gesellschaft, das spiegelt sich auch in der Partei wider." Und: Die Piraten hatten, so Schramm, bei der Listenaufstellung nicht mit dem großen Erfolg (8,9 Prozent der Wählerstimmen) gerechnet. Wahlkampf und "Strukturscheiß" waren demnach wichtiger als die Frauenfrage. "Naiv" sei die Liste im Nachhinein gewesen. Aber zu wenig Frauen sieht Schramm auch in den anderen, großen Parteien wie der CDU. "Die haben 50 Jahre Zeit gehabt, sich mit dieser Thematik zu befassen." Im Wahlprogramm der Piratenpartei, die ihren weiblichen Anteil nicht offiziell erfasst, heißt es: "Fremdbestimmte Zuordnungen zu einem Geschlecht oder zu Geschlechterrollen lehnen wir ab." Also: auch keine Unterscheidung mehr im Pass. Intersexuelle Menschen, früher "Zwitter" genannt, fühlen sich laut Schramm wohl in der Partei. Mit dem Feminismus hapert es aber noch etwas. (dpa)