Hilfswerk Zahnmedizin Bayern

Versorgung in der Anonymität

Wer Zahnschmerzen hat, geht zum Zahnarzt. Für Menschen ohne Krankenversicherung ist das jedoch ein Problem. Diesen Patienten nimmt sich das Hilfswerk Zahnmedizin Bayern an, das seit 2012 in München eine eigene Praxis betreibt.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Eine Untersuchung beim Zahnarzt - für Menschen ohne Krankenversicherung ist der Gang in die Arztpraxis bei Schmerzen nicht üblich. Das Hilfswerk Zahnmedizin Bayern will diesen Menschen helfen.

Eine Untersuchung beim Zahnarzt - für Menschen ohne Krankenversicherung ist der Gang in die Arztpraxis bei Schmerzen nicht üblich. Das Hilfswerk Zahnmedizin Bayern will diesen Menschen helfen.

© Patrick Pleul / dpa

Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge lebten 2011 insgesamt 137.000 Menschen in Deutschland ohne Krankenversicherung.

Die Bundesärztekammer schätzt die Zahl der Betroffenen sogar noch weitaus höher ein, da viele illegale Einwanderer gar nicht erfasst werden.

Inzwischen wurden für Menschen ohne Versicherungsschutz vielerorts Anlaufstellen geschaffen, wo sie bei akuten Erkrankungen oder Verletzungen unentgeltlich behandelt werden können.

Mit Blick auf die zahnmedizinische Versorgung von bedürftigen Bürgern gibt es hingegen noch Lücken, vor allem in den ländlichen Regionen.

Hier setzt das Hilfswerk Zahnmedizin Bayern an, das im Juni 2011 unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Landeszahnärztekammer gegründet worden ist.

Anonymität wird zugesichert

Im Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e. V. sind etwa 40 Bürger engagiert. In München hat das Hilfswerk im vergangenen Jahr in den Räumen der Malteser Migranten Medizin, die sich seit mehr als zehn Jahren in Deutschland um versicherungslose Patienten kümmert, eine eigene zahnärztliche Praxis eröffnet, in der abwechselnd 15 Zahnärzte tätig sind.

Die Praxis ist jeden Dienstagvormittag drei Stunden und jeden Donnerstagnachmittag zwei Stunden für Menschen ohne Krankenversicherung geöffnet, eine Terminvereinbarung ist nicht notwendig. Bei Bedarf kann die Behandlungszeit jederzeit ausgedehnt werden.

Auf Wunsch wird den Patienten zudem Anonymität zugesichert. Mit den Kollegen der Malteser Migranten Medizin tauschen sich die Zahnmediziner des Hilfswerks regelmäßig aus.

Meistens wenden sich Bedürftige, die unter Zahnschmerzen leiden, zunächst an lokale Hilfsorganisationen wie beispielsweise die Malteser, das Rote Kreuz, örtliche Kirchen, Sozialstationen oder Notdienste. Diese stellen dann den Kontakt zum Hilfswerk Zahnmedizin Bayern her.

Sobald sich die Patienten dort gemeldet haben, werden sie entweder in die Münchner Praxis eingeladen oder es wird ein Termin in einer der unterstützenden Praxen des Umlandes so schnell wie möglich vermittelt.

Unentgeltliche Behandlung

Ziel des Vereins ist der ständige Ausbau des Netzes von Zahnärzten und Dental-Laboratorien, die bereit sind, Patienten ohne Versicherungsschutz unentgeltlich zu behandeln.

Die Hilfsleistungen sind unabhängig von allen kommunalen oder staatlichen Leistungsträgern, die anfallenden Kosten werden von den Vereinsmitgliedern und ihren Helfern getragen.

Seit Gründung des Hilfswerks Zahnmedizin Bayern e. V. im Juni 2011 haben die beteiligten Zahnärzte etwa 200 Patienten und 400 Behandlungen registriert. Zu den Patienten zählen arme und obdachlose Deutsche ebenso wie Migranten und Flüchtlingskinder.

Willkommen sind grundsätzlich alle mittellosen Menschen, die wegen Zahnschmerzen oder eines zahnmedizinischen Notfalls einer Behandlung bedürfen. Materialkosten werden durch die Beiträge der Vereinsmitglieder sowie durch Geld- und Sachspenden gedeckt.

Praxen in 36 Städten sind dabei

In München hat das Hilfswerk Zahnmedizin Bayern e. V. derzeit sechs Partnerpraxen, die sich nach den Richtlinien des Hilfswerks zu behandeln bereit erklärt haben.

Innerhalb von zwei Jahren seit seiner Gründung konnte der Verein sein Netzwerk zudem auf zahnärztliche Praxen in insgesamt 36 Städten und Gemeinden (vor allem in Oberbayern) ausweiteten.

Darüber hinaus hat man sich zum Ziel gesetzt, das Informationsangebot zu erweitern, um Betroffene beispielsweise auch über Behandlungsmethoden und präventive Maßnahmen aufzuklären.

Durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit werden schließlich weitere Mitarbeiter, Unterstützer und Spender gesucht. Sobald es der finanzielle Spielraum zulasse, so Dr. Martin Schubert, Vorstand des Hilfswerks, werde man bedürftigen Patienten auch Hilfen bei der prothetischen Einfachversorgung anbieten.

Das Hilfswerk Zahnmedizin Bayern unterstützt Arme, Obdachlose und Migranten ohne Krankenversicherung bei zahnmedizinischen Notfällen. Die Behandlung erfolgt unentgeltlich und auf Wunsch anonym. Der 2011 gegründete Verein unterhält eine Praxis in München und hat Kooperationspartner in 36 Städten und Gemeinden Bayerns.

www.hilfswerk-zahnmedizin-bayern.de

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