Atomkatastrophe Fukushima

Erster Leukämie-Fall bei Arbeiter bestätigt

Japans Gesundheitsministerium entschädigt einen krebskranken Mitarbeiter des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi.

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TOKIO.  Viereinhalb Jahre nach den Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi bestätigte das japanische Gesundheitsministerium nun erstmals, dass einer der früheren Arbeiter an Leukämie erkrankt ist.

Dem Mann werden vom Ministerium die Arztkosten sowie der Verdienstausfall infolge seiner Arbeitslosigkeit erstattet.

Die Ministeriumsvertreter nahmen davon Abstand, einen Zusammenhang mit der Fukushima-Katastrophe zu bestätigen: "Obwohl die kausale Verbindung zwischen der Tatsache, dass er Strahlung ausgesetzt war, und seiner Erkrankung unklar ist, haben wir ihm bescheinigt, dass er im Rahmen der Arbeitsunfallversicherung eine Entschädigung erhält."

Abdeckungen über Atomruine montiert

Der Mann, damals Ende 30, soll nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders NHK von November 2011 bis Dezember 2013 in verschiedenen Kernkraftwerken gearbeitet haben. Ab Oktober 2012 soll er gut ein Jahr lang Abdeckungen über die zerstörten Reaktorgebäude in Fukushima installiert haben.

In den über zwei Jahren soll er insgesamt 19,8 Millisievert an Strahlung ausgesetzt gewesen sein, 15,7 davon im zerstörten Meiler. In Millisievert wird die Aufnahme der Strahlung durch den Körper gemessen.

AKW-Arbeiter erhalten eine Entschädigung, wenn ihr Körper im Jahr 5 Millisievert ausgesetzt war und sich nach Ablauf von mindestens einem Jahr nach der Strahlenexposition Krebs entwickelt hat.

Nach Angaben des Ministeriums wurde eine solche Entschädigung bisher 13 Arbeitern zugesprochen. Bei dem aktuellen Fall handelt es sich um den ersten aus dem AKW Fukushima. Weitere könnten folgen: Von den rund 45.000 Arbeitern, die nach der Havarie dort eingesetzt wurden, war knapp die Hälfte pro Jahr über 5 Millisievert Strahlung ausgesetzt.

Manche Experten sehen 100 Millisievert an radioaktiver Strahlung über einen kurzen Zeitraum als Schwelle an. Darunter seien kaum gesundheitliche Folgen zu befürchten. Kritiker bemängeln den Wert als viel zu hoch.

Keine Angaben zu Heilungschancen

Eine Sprecherin des Ministeriums verweigerte Angaben darüber, in welchem Zustand sich der Mann befindet und wie seine Heilungschancen sind. Die Betreiberfirma Tokyo Electric Power Company (Tepco) sprach dem Arbeiter ihr Bedauern aus. Man werde die Strahlendosis weiter reduzieren und die Belastung der Arbeiter streng kontrollieren.

Täglich arbeiten rund 7000 Arbeiter im AKW Fukushima Daiichi. Das Problem für Tepco ist, dass immer mehr Arbeiter eine Strahlenbelastung erreichen, die ihren Einsatz einschränkt und mittelfristig unmöglich macht.

Mehrere Zehntausend Menschen arbeiten an der Dekontaminierung umliegender Gegenden. Tepco schätzt die freigesetzte Strahlung durch die Katastrophe auf etwa ein Fünftel der Menge, die beim Unglück im ukrainischen Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde. (bso)

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