Schüler bezahlen per Fingerabdruck

Einmal Fingerabdruck, bitte! Ein neuartiges Bezahlsystem für Schüler wird bundesweit kontrovers diskutiert.

Veröffentlicht:

FLENSBURG/OFFENBURG (dpa). Der Fingerabdruck: Für viele ist der Begriff verknüpft mit Schlagwörtern wie gläserner Bürger und Überwachungsstaat.

Und so etwas soll nun auch an Schulen Thema sein? Während vor zwei Jahren noch in einer Schule in Bayern die Einführung eines Zugangssystems per Fingerprint Proteststürme auslöste, blieb es bei einem Fingerprint-Bezahlsystem in einem Flensburger Gymnasium im Januar dagegen ruhig.

Für den Geschäftsführer der Herstellerfirma, Thomas Abel, steht das Thema auch nicht für Datenmissbrauch, sondern für das Ende von Abzocke und Diskriminierung unter Schülern. Kinder, die Zuschüsse zum Essen bekämen, würden durch "Essensmarken" stigmatisiert, findet Abel.

Der Fingerabdruck macht alle gleich

Der Fingerabdruck macht alle gleich. Schüler können nicht erpresst werden, keiner kann ihnen Bargeld oder Cash-Karte stehlen. "Und der Finger kann nicht verloren gehen." Seit 2010 ist er mit seinem Elmshorner Unternehmen am Markt, erst im Oktober haben sie eine neue Technologie herausgebracht.

Interessenten gibt es in ganz Norddeutschland. Abel erklärt seine Methode: "Wir nehmen nicht wirklich den Abdruck ab, sondern erstellen einen Binärcode, den kann man nicht reproduzieren. Es gibt einige wenige markante Punkte auf dem Finger, wir errechnen eine Linearfläche und setzen das um in ein Template.

Das wird verschlüsselt. Die biometrischen Daten sind so verändert, dass sie nicht mehr reproduzierbar sind. Mit unserem Verfahren erzielen wir eine Erkennungsrate von über 98 Prozent."

Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz (ULD) Schleswig-Holstein hat der Inbetriebnahme des Systems an der Flensburger Schule grundsätzlich zugestimmt, erläutert Mitarbeiter Holger Brocks.

In Deutschland noch nicht angekommen

Eine endgültige Bewertung werde gerade vorgenommen. Das Zentrum habe die "rechtskonforme und vor allem datensparsame Anwendung" zu prüfen.

Generell scheint das System in Deutschland noch nicht angekommen. Weder in Thüringen, Sachsen, Bayern noch in Rheinland-Pfalz ist den zuständigen Ministerien oder dem Datenschutz etwas bekannt. In Hamburg ist keine staatliche Schule bekannt, die ein Fingerprint-System nutzt, ebenso wenig in Berlin.

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger