Fachkräfte-Mangel
Sag mir, wo die Lehrer sind
Viele Bundesländer melden einen zunehmenden Mangel an Lehrern. Das bietet Chancen für Quereinsteiger - gefährdet aber auch die Qualität des Unterrichts.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Mehr als 10.600 Unterrichtsstunden pro Woche gehen den Schülern in Berlin ersatzlos verloren. Wie die "Berliner Morgenpost" berichtet, können mehr als 50.000 Unterrichtsstunden pro Woche an den öffentlichen Schulen nicht regulär erteilt werden.
In 20 Prozent der Fälle musste die Stunde ersatzlos ausfallen. Die Quote des Unterrichtsausfalls hat im vergangenen Schuljahr 2,1 Prozent betragen.
Der Lehrermangel schlägt durch - und das nicht nur in Berlin. In Mecklenburg-Vorpommern etwa können Kirchenmusiker künftig an den Schulen Musikunterricht erteilen, weil entsprechende Lehrkräfte in diesem Fach fehlen.
Eine pädagogische Zusatzausbildung ist nicht zwingend vorgesehen. Die Kirchenmusiker seien grundsätzlich pädagogisch qualifiziert, heißt es von seiten der Politik in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Ausbildung von Lehrkräften erfolgt grundsätzlich in einem universitären Lehramtsstudium mit anschließendem Vorbereitungsdienst und einer abschließenden Staatsprüfung, hat jetzt allerdings die Kultusministerkonferenz (KMK) klargestellt.
Für den Ausnahmefall des Seiteneinstiegs gelten die gleichen Qualitätsstandards und gemeinsamen Vereinbarungen der Länder zur Lehrerbildung wie bei einem Lehramtsstudium mit anschließendem Vorbereitungsdienst.
Die KMK vereinbarte im Dezember in Berlin dazu gemeinsame Vorgaben und Anforderungen. Sie ermöglicht damit auch die Mobilität von Seiteneinsteigern bei einem späteren Landeswechsel.
Der Ex-Präsident der Kultusministerkonferenz, Stephan Dorgerloh, erklärte: "Für den eng begrenzten Bereich des Seiteneinstiegs schaffen die Länder eine tragfähige und verlässliche Grundlage, sowohl für die Bewerber als auch die Schulen. Dabei gibt es keine Abstriche bei der Qualität der Ausbildung."
"Wir brauchen hohe Standards bei der Qualifizierung von Lehrkräften. Das gilt auch in Fächern, in denen ein Mangel besteht, wie aktuell in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern oder im Bereich der berufsbildenden Schulen", erklärte die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe. Sie warnte zugleich davor, den Ländern weitergehende Maßnahmen zu erlauben.
"Verabredungen zwischen den Ländern, die als Freigabe der Qualifizierungsstandards gelesen werden könnten, halten wir für falsch. Light-Versionen gehen zu Lasten der pädagogischen Qualität, der Lehrkräfte sowie der Schüler", so die Gewerkschaftschefin. (eb)