Suche nach Drogen - Alltag im Knast

Fast jeder zweite Häftling in Deutschland nimmt Drogen - ein enormes Risiko für Infektionen mit HIV und Hepatitis C. Die Drogenbeauftragte kündigt Verbesserungen an. Ein ehrenhaftes Anliegen, doch der Justizvollzug ist Ländersache.

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Schäferhunde finden schnell Drogen in Justizanstalten. Suchtkranke erhalten dort jedoch zu wenig Hilfe.

Schäferhunde finden schnell Drogen in Justizanstalten. Suchtkranke erhalten dort jedoch zu wenig Hilfe.

© Weihrauch / dpa

BERLIN (sun). Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), setzt sich für eine bessere medizinische Versorgung drogensüchtiger Gefängnisinsassen ein.

Deren medizinische Versorgung entspreche "noch längst nicht der von Nichtinhaftierten", sagte Dyckmans bei der Vorstellung der Jahresberichte der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht in Berlin.

Das Ausmaß des Drogenkonsums in deutschen Gefängnissen lässt sich nur schwer beziffern: Schätzungen zufolge spritzen sich 30 Prozent der männlichen und 50 Prozent der weiblichen Insassen Drogen, meist Heroin.

Hohes Infektionsrisiko

Diese Konsumform sei mit Gesundheitsrisiken wie HIV- oder Hepatitisinfektionen verbunden. In Gefängnissen fehlten häufig Hilfen wie die Abgabe von Spritzen, Drogenkonsumräume oder auch Substitutionsmöglichkeiten - diese Angebote könnten das Risiko Infektionen zu übertragen, verringern.

Aus diesem Grund will sich die Drogenbeauftragte dafür einsetzen, dass auch in Haftanstalten Suchtkranke gut versorgt werden und ihnen mehr Hilfen angeboten werden.

Dem Drogenbericht zufolge waren im Jahr 2008 etwa 14,3 Prozent der Inhaftierten mit Hepatitis C infiziert. 1,2 Prozent waren HIV positiv.

Dies entspreche einer Prävalenz, die ein Vielfaches über der in der Allgemeinbevölkerung liege.

Erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern

90 Prozent der HIV-Positiven - aber nur knapp sechs Prozent der Hepatitis C-Positiven - hätten sich in medizinischer Behandlung befunden.

"Auch zwischen den einzelnen Ländern gibt es erhebliche Unterschiede in der medizinischen Versorgung", so Dyckmans.

Die Daten sind oft allerdings spärlich: Laut Jahresbericht gibt es zum Beispiel nur aus einzelnen Bundesländern detaillierte und aktuelle Informationen darüber, ob die drogenabhängigen Häftlinge an einer Substitutionsbehandlung teilnehmen konnten.

Probleme nach der Entlassung

Insgesamt unterzogen sich im Jahr 2008 in elf Bundesländern 1361 Häftlinge einer Substitution.

Aber auch nach der Entlassung sieht es für die drogenabhängigen Häftlinge meist nicht besser aus. Kriminalpolizeiliche Daten belegen, dass Drogenkonsumenten nach der Haftentlassung besonders gefährdet sind, an einer Überdosis zu sterben.

Die WHO geht sogar von einem mehr als 100-fach erhöhten Sterberisiko für drogenabhängige, rückfällig gewordene Ex-Inhaftierte in den ersten Wochen nach der Entlassung aus.

Veränderungen auf Länderebene

Experten sehen die gesunkene Toleranz des Körpers nach tempoärer Abstinenz als einen Grund dafür.

Seit 2006 ist die Gesetzgebung im Justizvollzug jedoch nur Sache der Länder. Dyckmans kann lediglich auf ihre Überzeugungskraft setzen: Nach eigenen Angaben steht sie mit dem Strafvollzugsausschuss der Länder in Kontakt.

Im März des kommenden Jahres wolle sie sich dort für eine bessere medizinische Versorgung der drogensüchtigen Häftlinge einsetzen.

Der Jahresbericht ist herunterladbar unter: www.drogenbeauftragte.de

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