Tabak: Rösler gegen Werbeverbot

BERLIN (dpa). In der Koalition droht offenbar ein Streit über das Thema Tabakwerbung.

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Nach Informationen der Sonntagszeitung "Sonntag Aktuell" ist Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gegen eine von Kabinettskollegin Ilse Aigner (CSU) geplante Ausweitung des Werbeverbots.

Die Verbraucherministerin will Zigarettenreklame auch auf Plakaten und im Kino grundsätzlich verbieten.

In einer Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums heißt es dagegen laut Zeitung, die bestehenden Regulierungen reichten aus, "um dem Verbraucher- und Gesundheitsschutz angemessen Rechnung zu tragen (...) Unser Leitbild ist der mündige Verbraucher. Diesem Leitbild stehen immer neue Werbebeschränkungen entgegen."

Von der Branche instrumentalisiert?

Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Samstag die Stellungnahme.

Dr. Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg warf Rösler, der vor seiner Zeit als Wirtschaftsminister das Gesundheitsressort leitete, in "Sonntag Aktuell" vor, sich von der Tabakbranche instrumentalisieren zu lassen.

"Der Einfluss der Industrie auf das Wirtschaftsministerium scheint mir sehr offensichtlich zu sein", sagte sie. Röslers Parteikollegin, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, unterstützt den Vorstoß zur Ausweitung des Tabakwerbeverbots.

Werbung für Tabak ist in Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen und Internet bereits grundsätzlich verboten.

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Kommentare
Dr. Klaus Eduard Weiers-Croissant 03.01.201214:19 Uhr

Rösler gegen Tabakwerbeverbot

Das Verhalten von Philipp Rösler passt ganz in meine Erfahrungen, die ich mit ihm in meiner Eigenschaft als Vertreter der Europäischen Union der Nichtraucher persönlich gemacht habe. Einem Arzt, der sich in aller Öffentlichkeit von der Tabakindustrie instrumentalisieren lässt, sollte von der Ärztekammer ebenso öffentlich die Approbation entzogen werden.

Philipp Rösler agiert, als hätte er nie Medizin studiert. Er ist willfähriges Werkzeug der Tabakindustrie. Jeder Arzt weiß heute, wie stark das Nikotin abhängig macht. Zielgruppe der Industriewerbung ist unverändert die Jugend. Der junge Mensch hat die Vorstellung, dass er jederzeit aufhören kann. Und schon sitzt er in der Falle. Siehe dazu auch meine Publikation "Anstiftung zum Nichtrauchen", ISBN 978-3-00-022662-5.

Die Bundesärztekammer hat bisher immer klar gegen den Tabak gekämpft. Es wunderte mich, wie viele Verehrer des damaligen Bundesgesundheitsministers Rösler sich in der BAEK fanden.

Jetzt ist es an der Zeit, dass die Ärzteschaft aufsteht und aufschreit gegen das unbeschreibliche Unrecht, indem sich einer unser Kollegen, der jetzt (noch!!) Bundeswirtschaftsminister ist, dafür einsetzt, dass der ewige Kreislauf von Anwerbung junger Menschen bis hin zum Tod an Krebs und kardiovaskulären Krankheiten erhalten bleibt. An das Leid von behinderten Kindern, deren junge Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben, will ich auch noch erinnern. Und dieser Arzt Philipp Rösler behauptet auch noch, ein Christ zu sein!

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