Schärfere Regeln für Tätowierfarben
Ferrari-Rot - ein Autolack, der unter die Haut geht. Gesundheitliche Schäden nicht ausgeschlossen. Verbraucher müssen vor gefährlichen Tätowierfarben besser geschützt werden, fordert der Bundesrat. Eine Positiv-Liste soll es richten.
Veröffentlicht:Berlin (jvb). Strengere Regelungen sollen Verbraucher besser vor gesundheitsgefährdenden Tätowierfarben schützen. Mit einer Entschließung fordert der Bundesrat die Bundesregierung dazu auf, die Tätowiermittel-Verordnung aus dem Jahr 2008 zu überarbeiten.
So sollen die Hersteller nachweisen, dass ihre Produkte gesundheitlich unbedenklich sind. Darüber hinaus fordert der Bundesrat eine Positiv-Liste mit zugelassenen Inhaltsstoffen. Sie soll die 2008 eingeführte Negativ-Liste ergänzen, die gesundheitlich bedenkliche Stoffe verbietet.
„Diese Negativ-Liste ist keineswegs ausreichend, da oft ganz andere Farbmittel verwendet werden, die keinerlei Gesundheitsprüfung durchlaufen haben“, sagt Alexander Bonde, Verbraucherschutzminister von Baden-Württemberg, in einer Pressemitteilung. Von Baden-Württemberg ging die Initiative im Bundesrat aus.
Kosmetika sicherer als Tätowierfarben?
Derzeit gebe es für Kosmetikprodukte höhere Sicherheitsgrundsätze als für Tätowierfarben, meint Bonde. Bedenklich seien Tätowierfarben wie „Ferrari Rot“, das Pigmente für Autolacke beinhalte.
Bei einer Untersuchung von 38 Farben hatten die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter in Baden-Württemberg 2010 festgestellt, dass ein Fünftel der Farben gesundheitsschädliche Stoffe enthält. Zwei Drittel der Proben beinhalteten Substanzen, die zwar nicht verboten aber für Tätowierungen nicht bewertet worden waren.
Der Vorstoß des Bundesrates dürfte bei der Bundesregierung auf offene Ohren stoßen. Bereits Anfang Februar verlautete aus Berlin, dass die Sicherheitsbewertung der Produkte verschärft werden soll.
Kaum Erkenntnisse zu Langzeitwirkungen
Die bestehende Verordnung soll anhand wissenschaftlicher Kriterien geprüft werden, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erarbeiten soll. Die Kriterien gelten dann auch für Hersteller, wenn sie die Sicherheit ihres Produkts nachweisen müssen.
Das BfR weist auf gesundheitlichen Langzeitwirkungen von Tätowierungen hin. Es gebe aber bisher kaum Erkenntnisse darüber. Man vermutet, dass sich Farben unter der Haut spalten und Partikel in andere Organe transportiert werden können. So wurden bei Menschen mit Tattoos Farbpigmente in den Lymphknoten festgestellt.
Laut BfR sind zehn Prozent der Deutschen tätowiert. Bei den 16- bis 25-Jährigen sind es etwa ein Viertel.