Chance und Herausforderung
Immer mehr ausländische Ärzte in Kliniken
Die neuen Ärzte an deutschen Krankenhäusern stammen immer häufiger aus dem Ausland. In Westfalen-Lippe etwa ist mittlerweile jeder zweite Assistenzarzt zugewandert. Die hohe Zahl an ausländischen Ärzten stellt Kliniken vor Probleme.
Veröffentlicht:KÖLN. Der Anteil der Ärzte aus dem Ausland in der stationären Versorgung nimmt derzeit dramatisch zu. In manchen Regionen Deutschlands sind 90 Prozent aller in Kliniken tätigen Assistenzärzte in den vergangenen drei Jahren aus dem Ausland zugewandert.
Dazu zählen zum Beispiel die ländlichen Kreise Olpe und Höxter in NRW. Bundesweit kamen Ende 2014 nach den Daten der Bundesärztekammer 9,7 Prozent der berufstätigen Ärzte aus dem Ausland.
Seitdem sind viele weitere Mediziner ins Land gekommen. Allein in den nordrhein-westfälischen Kliniken stammen zurzeit mehr als 7500 der 39.000 Ärzte aus dem Ausland. In Westfalen-Lippe sind 48 Prozent der Assistenzärzte seit 2012 zugewandert.
Um Integration kümmern
Der Zustrom von Medizinern aus Nicht-EU-Staaten ist für deutsche Kliniken Chance und Herausforderung zugleich. Die Ärzte können den Häusern helfen, Personallücken zu schließen.
Das wird auf Dauer aber nur gelingen, wenn die Kliniken sich aktiv um die Integration der Neuankömmlinge kümmern, wie Erfahrungsberichte zeigen.
"Unsere Aufgabe ist es, die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften zu nutzen und diese Menschen in das Gesundheitssystem zu begleiten, sie einzuführen und teilhaben zu lassen an unserem gesellschaftlichen Wertesystem", sagt der Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, Jochen Brink.
Fachliche und soziale Schwerpunkte müssten bei der Integration gleichberechtigt behandelt werden.
Nicht nur breite allgemeine Sprachkenntnisse wichtig
Wie wichtig gezielte Schulungen für Ärzte aus dem Ausland sind, zeigen die Erfahrungen mit der Fachsprachen- und der Kenntnisprüfung in NRW.
Bei den Sprachprüfungen fallen mehr als 40 Prozent im ersten Anlauf durch, bei der Kenntnisprüfung sogar rund die Hälfte. Durch die offenbar unzureichende Vorbereitung verlieren die Mediziner wichtige Zeit, von Frustration und Entmutigung ganz zu schweigen.
"Wir brauchen eine interdisziplinäre Qualifizierungskultur", fordert Jürgen Herdt, Leiter der Stabsstelle für Planung und Entwicklung der Ärztekammer Westfalen-Lippe.
Die Ärzte benötigten nicht nur breite allgemeinsprachliche Kenntnisse, sondern auch eine berufsbezogene sprachliche Vertiefung.
Um hier Fortschritte zu erreichen, hält Herdt die verstärkte Zusammenarbeit von Kammern, Kliniken und Bildungsträgern für notwendig.
Die Anforderungen an die Sprachkompetenz seien im Arztberuf größer als in anderen Berufen, betont Herdt. "Sprache ist nicht nur Medium der Kommunikation, sondern zentraler Teil des Behandlungsprozesses."