Metastasierter Brustkrebs
Immer noch ein Tabuthema
Öffentlichkeit herstellen für Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs - ein anspruchsvolles Ziel: Die "Dialogrunde Brustkrebs" diskutiert Lösungsoptionen.
Veröffentlicht:WIESBADEN. Viele Selbsthilfegruppen für Patientinnen mit Brustkrebs in einem frühen Stadium machen in Deutschland eine gute Arbeit. Frauen mit metastasiertem Krebs fühlen sich dort aber oft ausgegrenzt und nicht willkommen. Diese Erfahrung hat Eva Schumacher-Wulf gemacht.
Die Herausgeberin des Brustkrebsmagazins "Mamma Mia" liefert dafür eine einleuchtende Erklärung: Wer Brustkrebs in einem frühen Stadium hat, der scheut den Umgang mit Frauen, bei denen die Erkrankung schon weit fortgeschritten ist.
Frauen fühlen sich alleingelassen
"Die besonderen Bedürfnisse der Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Sie fühlen sich mit ihren Sorgen und Nöten sehr oft allein gelassen", erläuterte Renate Haidinger, 1. Vorsitzende des Vereins "Brustkrebs Deutschland", bei der zweiten Dialogrunde Brustkrebs in Wiesbaden - ein Kommunikationsforum, das im vergangenen Jahr mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, die Probleme dieser Patientinnen stärker in der Öffentlichkeit transparent zu machen.
Das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern und das Leben der betroffenen Frauen bei möglichst guter Lebensqualität zu verlängern - das sei Ziel der Therapie, erläuterte Professor Christian Jackisch, Chefarzt des Sana-Klinikums Offenbach Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.
"Wir können die Erkrankung heute mitunter über viele Jahre kontrollieren", sagte Jackisch, der auch Präsident der Hessischen Krebsgesellschaft ist.
Hessens Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) wies darauf hin, dass sich das Land Hessen mit einem klinischen Krebsregister und einem Onkologiekonzept seiner besonderen Verantwortung im Kampf gegen Brustkrebs stelle.
Defizite bei der Nachsorge
Erheblichen Nachholbedarf sieht Grüttner allerdings bei der Versorgung von Langzeitpatienten. Er ließ keinen Zweifel daran, dass es nur über den öffentlichen Diskurs möglich sei, für die Probleme von Frauen mit Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium zu sensibilisieren.
Defizite mit Blick auf die Nachsorge nach Klinikaufenthalten räumte Sigrid Erfurth, stellvertretende Fraktionschefin von Bündnis 90/Grüne im Hessischen Landtag, ein. Anträge für schnelle Hilfe würden mit einer zu großen Zeitverzögerung bearbeitet und Leistungserbringer seien oft nicht effizient vernetzt, kritisierte sie und mahnte Handlungsbedarf an .
Deutlich wurde in Wiesbaden, dass die Probleme der Brustkrebspatientinnen nur gelöst werden können, wenn viele Partner gemeinsam an einem Strang ziehen.
Ohne partnerschaftliche Zusammenarbeit, fundierte Gesundheitsinformationen und kontinuierliche Dialoge könne sich der medizinische Fortschritt nicht weiterentwickeln und komme auch nicht in den Praxen an, sagte Carl Janssen, Leiter von Pfizer Oncology Deutschland und einer der Geschäftsführer der Pfizer Pharma GmbH.
Die "Dialogrunde Brustkrebs" ist eine Initiative von Pfizer Oncology, dem Verein Brustkrebs Deutschland e.V. in Kooperation mit "Mamma Mia! - Das Brustkrebsmagazin" und der "Ärzte Zeitung". Weitere Veranstaltungen sind geplant.