Drogenbeauftragte
Cannabis-Behandlung auf Kassenrezept
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, stellt Verfügbarkeit und Erstattung von Cannabis als Medikament für 2016 in Aussicht.
Veröffentlicht:BERLIN. Mit der Änderung von Teilen des Betäubungsmittelgesetzes zum Frühsommer des kommenden Jahres können chronisch und schwerkranke Patienten, denen nachgewiesener Maßen nichts anderes hilft, auf die Legalisierung von Cannabis als Medizin bauen.
Darauf hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung verwiesen. "Eine sichere, rechtliche Basis für diese Legalisierung ist erforderlich", betonte Marlene Mortler vor Journalisten in Berlin.
Die Droge wird Mortler zufolge über die Kassen verfügbar sein und von ihnen erstattet. Aufgrund der zu erwartenden starken Nachfrage nach Cannabis als Medizin werde der Anbau des Wirkstoffes ausgeschrieben.
Darüber hinaus brauche Deutschland noch mehr Forschung zu den Auswirkungen des Cannabiskonsums - "noch sind die Grenzen zur Verharmlosung fließend", glaubt die Drogenbeauftragte.
Enttäuscht über Polen
Enttäuscht zeigte sich Mortler vom Verhalten Polens. Das europäische Nachbarland, das als einer der Hauptlieferanten von Crystal Meth gilt und den Grundstoff der Droge herstellt, hatte zunächst in Aussicht gestellt, die Verfügbarkeit von Methamphetamin einzuschränken.
Es habe sich allerdings gezeigt, dass dies eine "reine Absichtserklärung" gewesen sei.
Polen gelte nach wie vor als "offene Flanke", so Mortler. In anderen europäischen Ländern ist die Verfügbarkeit von Crystal Meth dagegen stark eingeschränkt.
Derzeit arbeitet eine Arbeitsgruppe der Bundesärztekammer und des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin an Empfehlungen für die medizinische und psychosoziale Behandlung von Crystal Meth-Abhängigen. Der Leitfaden soll nächstes Frühjahrerscheinen.
Mediensucht - wachsendes Problem
Die nächste Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung wird das Thema Medienkonsum und Mediensucht in den Mittelpunkt stellen. Immer mehr Menschen in Deutschland gelten als mediensüchtig.
Hilfreich könnten nach Ansicht von Bert te Wildt, Leiter der ersten Medienambulanz in Deutschland an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am LWL-Universitätsklinikum in Bochum, Online-Ambulanzen sein.
Auf der Jahrestagung wird nach Angaben von Mortler eine Studie zu der Wirksamkeit solcher Ambulanzen vorgestellt. Darüber hinaus sollen Ergebnisse einer laufenden Studie zum Umgang mit digitalen Medien in Familien erläutert werden. (mam)