Arzneikosten

Privatversicherte erhalten öfter neue Medikamente

Eine vergleichende Analyse der Arzneiversorgung von 2014 zeigt: Privatpatienten haben eine höhere Chance, ein innovatives Medikament zu erhalten. Auch deshalb gibt die PKV mehr Geld für Arzneimittel aus.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die Arzneimittelausgaben liegen in der PKV höher als in der GKV (Quelle WIP). Ein Grund dafür: Die PKV verschreibt mehr neu entwickelte Präparate.

Die Arzneimittelausgaben liegen in der PKV höher als in der GKV (Quelle WIP). Ein Grund dafür: Die PKV verschreibt mehr neu entwickelte Präparate.

© Sven Bähren / fotolia.com

KÖLN. Das AMNOG hat dazu beigetragen, dass sich die Ausgaben für Arzneimittel in der privaten Krankenversicherung (PKV) und der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) inzwischen ähnlich entwickeln.

Bei der Versorgung mit Arzneimitteln gibt es in PKV und GKV aber nach wie vor deutliche Unterschiede, gerade was die Verordnung neuer Medikamente betrifft.

"Die PKV bleibt der Innovationsmotor", sagt Dr. Frank Wild, Leiter des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) der "Ärzte Zeitung".

Er hat unter Mitarbeit von Dr. David Bowles die Arzneimittelversorgung der Privatversicherten im Jahr 2014 untersucht. Das WIP erstellt seit 2008 jährlich eine Analyse zu diesem Versorgungsbereich.

Studie von 2014: GKV und PKV verschreiben unterschiedliche Medikamente

Für 2014 haben die Wissenschaftler die von Versicherten bei 17 PKV-Unternehmen eingereichten Arzneimittelrechnungen aus der ambulanten Versorgung analysiert. Die Versicherer repräsentieren 83,5 Prozent der Privatversicherten.

Die Auswertung zeigt laut Wild, dass sich die beiden Systeme bei den verordneten Arzneimitteln unterscheiden.

"Diese Unterschiede beruhen auf der weitreichenden Regulierung in der GKV, von der auch die neuen Präparate erfasst werden." Obwohl nur 11,2 Prozent der Gesamtbevölkerung privat versichert sind, entfallen auf sie 13,8 Prozent der Ausgaben für neue Medikamente der Jahrgänge 2011 bis 2014. Da Arzneien mit sehr geringen Verordnungszahlen in der GKV nicht in die Analyse einbezogen sind, liegt der tatsächliche Wert wohl höher, vermutet Wild.

Bei drei der 17 umsatzstärksten Präparate haben Privatpatienten einen Anteil von über 20 Prozent: Edarbi® (Azilsartan) mit 29,5 Prozent, Eylea® (Aflibercept) mit 27 Prozent und Mirvaso® (Brimonidin) mit 25 Prozent.

Geringeres Ausgabenwachstum

Nach der WIP-Analyse haben sich die Ausgaben in den beiden Systemen in den vergangenen Jahren ähnlich entwickelt. Trotz der stärkeren Regulierung in der GKV sind die Ausgaben dort in den Jahren 2011 bis 2014 mit 14 Prozent sogar stärker gestiegen als in der PKV mit 12,4 Prozent.

Für die vergleichbare Kostenentwicklung sieht Wild zwei Gründe. Erstens gelten die Erstattungspreise nach AMNOG auch für die PKV. "Zweitens kann die PKV - sofern für ein Präparat Generika verfügbar sind - in weiter zunehmenden Maße Einsparungen realisieren", schreibt er in der Studie.

2014 ist der Anteil der Generika auf dem generikafähigen Markt in der PKV um 1,9 Punkte auf 62 Prozent gestiegen. Das ist nach seiner Einschätzung ein Beleg für eine zunehmend kostenbewusste Arzneiversorgung bei Privatversicherten.

Eine weitere Gemeinsamkeit von GKV und PKV ist, dass der Kostenfaktor Arzneimittel bei beiden an Bedeutung gewinnt, so das WIP.

Mit plus 4,6 Prozent lag der Zuwachs in der PKV 2014 deutlich über der Zunahme der gesamten Leistungsausgaben, die 1,8 Prozent betrug. "Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung haben die hohen Preise für neue Medikamente."

Nach der Erhebung des WIP lag der durchschnittliche Packungspreis einer neuen Arznei aus 2014 bei 1526 Euro. 2013 waren es bei den Innovationen 1087 Euro, 2012 noch 559 Euro.

Reimporte im Fokus

In der Studie fokussiert das WIP die Reimporte. Sie machten 2014 in der PKV einen Umsatzanteil von 6,5 Prozent aus. Seit 2010 haben Reimporte danach tendenziell an Bedeutung verloren. Das liegt unter anderem daran, dass auch in anderen Ländern das Preisniveau für neue Arzneien hoch ist.

"Die niedrigen Reimportquoten bei neuen Medikamenten lassen sogar vermuten, dass sich innerhalb der EU bei neuen Medikamenten das deutsche Preisniveau an das internationale Preisniveau angenähert hat."

Hier mache sich sicherlich die frühe Nutzenbewertung bemerkbar, so Wild.

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