Demo vor Verhandlungsauftakt

Bei den Tarifverhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern verschärft der Marburger Bund die Gangart.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Vor dem Beginn der vierten Verhandlungsrunde mit den kommunalen Arbeitgebern demonstrierten Klinikärzte in Köln. © iss

Vor dem Beginn der vierten Verhandlungsrunde mit den kommunalen Arbeitgebern demonstrierten Klinikärzte in Köln. © iss

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KÖLN. Kurz vor Beginn der vierten Verhandlungsrunde zwischen MB und VKA demonstrierten rund 1000 Klinikärzte aus dem gesamten Bundesgebiet in Köln, mehrere Tausend Ärzte aus über 100 kommunalen Krankenhäusern beteiligten sich an einem Warnstreik.

Bislang hätten die kommunalen Arbeitgeber nur gemauert und blockiert, kritisierte der MB-Vorsitzende Rudolf Henke bei der Kundgebung zum Abschluss der Demonstration in Köln. "Wir wollen eine leistungsgerechte Bezahlung und wir wollen die Arbeitsbedingungen verbessern", sagte Henke. Die Umsetzung der Forderungen sei notwendig, um den Ärztemangel zu stoppen und Nachwuchskräfte an den Kliniken halten zu können. "Es geht darum, die Wettbewerbsfähigkeit und die Qualität der Krankenhäuser sicherzustellen."

Der MB fordert für die Ärzte an kommunalen Kliniken eine lineare Erhöhung der Vergütung um fünf Prozent im Durchschnitt über alle Arztgruppen und eine deutliche bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste. Die VKA möchte einen ähnlichen Tarifabschluss wie für die nicht-ärztlichen Beschäftigten erreichen, also ein Plus von 2,3 Prozent bei einer Laufzeit von 26 Monaten. Das entspräche einer jährlichen Anhebung von gerade einmal 0,9 Prozent, kritisiert der MB.

Natürlich sei es nicht einfach, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten über Lohnerhöhungen zu reden, sagte Henke. "Es nutzt aber nichts, wenn man auf die Krise verweist und dadurch die Krise in den Krankenhäusern nicht kleiner, sondern größer wird." Besonders ärgern sich die Klinikärzte über eine Äußerung des VKA-Verhandlungsführers Joachim Finklenburg, dass die Forderung nach einer besseren Vergütung der Bereitschaftsdienste überzogen sei, weil die Ärzte in dieser Zeit meistens schliefen. "Demnächst müssen wir wohl noch eine Hotelrechnung bezahlen, weil uns das Krankenhaus ein Bett zur Verfügung stellt", sagte Henke. "Das lassen wir uns nicht bieten." 

Während der Demonstration skandierten die Ärzte Slogans wie "Bern und Basel sind nicht weit - gutes Geld für Nachtarbeit" und "Finklenburg muss sich bewegen, weil wir ihm sonst Zunder geben". Das Argument der VKA, eine fünfprozentige Lohnerhöhung sei unbezahlbar, wies der zweite Vorsitzende des MB Dr. Andreas Botzlar zurück. Immerhin seien die Kliniken in der Lage, die durch unbesetzte Stellen entstehenden Lücken mit Honorarärzten zu füllen. Ihnen zahlten die Arbeitgeber ein Mehrfaches dessen, was die Stammbelegschaft erhält. "Das ist eine Unverschämtheit denjenigen gegenüber, die den Betrieb Tag und Nacht am Laufen halten", betonte Botzlar. Der Verweis auf die leeren Kassen der Kommunen ziehe nicht. "Es kann nicht sein, dass das Krankenhauspersonal ein Sonderopfer zur Stabilisierung der kommunalen Haushalte leisten soll", sagte er.

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Kommentare
Dipl.-Med Wolfgang Meyer 24.03.201011:38 Uhr

Verdienstvergleich mit 1990

Zwanzig Jahre arbeite ich jetzt im Arztberuf. Ich besitze noch alle Verdienstbescheinigungen aus meiner Assistenzarztzeit an einem Städtischen
Klinikum in Nordbayern. In der Zwischenzeit bin ich Facharzt mit drei Zusatzbezeichnungen, qualifiziert als Leitender Notarzt, und ich war auch neun Jahre niedergelassen. Mein Verdienst jetzt wieder in der Klinik liegt mit Diensten auf dem gleichen Niveau wie vor fast zwanzig Jahren.
Geändert haben sich nur Qualifikation und Erfahrung! Ich denke, daß dieser
Vergleich für sich spricht, wenn ich daran erinnere, was sich in dieser Zeit im Bereich Lebenshaltung und Kosten für Mieten, Nahverkehr, Energie
(auch Benzin)alles bewegt hat. Heute sollen wir ja zunehmend auch mehr Eigenverantwortung tragen, wenn es um Alterssicherung und Aufgaben der öffentlichen Hand geht. Wer da nicht merkt, wie viele Errungenschaften der Sozialbereiche und der Demokratie so nach und nach verschwinden bzw.
"geschrumpft" werden, muß wirklich auf beiden Augen blind sein.
Werktätige aller Länder (auch Akademiker!) vereinigt euch wieder mehr!!!

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