Akut kranke Kinder werden beim Pädiater seltener
Die Ergebnisse einer Praxisumfrage bei Kinder- und Jugendärzten zeigen den sich wandelnden Versorgungsalltag. Nur noch jedes zweite Kind kommt in die Praxis, weil es akut krank ist.
Veröffentlicht:BAD ORB (ras). Nur noch jedes zweite Kind wird in einer pädiatrischen Praxis aus einem akuten Anlass vorgestellt.
Fast jedes dritte Kind wird dem Kinder- und Jugendarzt für Vorsorgeuntersuchungen vorgestellt, 17 Prozent wegen chronischer Krankheiten oder Erkrankungen mit besonderem Versorgungsbedarf.
Das sind Ergebnisse einer Erhebung zur Versorgungssituation in pädiatrischen Praxen, die Dr. Ulrich Fegeler, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) beim Herbstkongress des Verbandes in Bad Orb vorgestellt hat.
Grundlage der Erhebung waren 96.000 Datensätze, die bei 60.000 Patienten in 36 pädiatrischen Praxen erhoben worden sind.
Zentrale weitere Ergebnisse der Erhebung sind:
- Bei den akuten Anlässen kontaktieren Eltern den Pädiater am häufigsten wegen akuter Infektionen der Luftwege, des Verdauungstraktes und der Harnwege.
- 58 Prozent der zu versorgenden Kinder sind jünger als sechs Jahre alt. Jeder fünfte Patient in einer pädiatrischen Praxis ist ein Jugendlicher. Je älter die Kinder sind, desto seltener suchen sie eine Praxis auf. Nur Kinder mit chronischen Erkrankungen gehen mit zunehmendem Alter häufiger zum Pädiater.
- Im statistischen Mittel beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit eines Pädiaters bei 50 Patienten pro Tag inklusive Hausbesuchen, Notdiensten und Praxisverwaltung 11,5 Stunden. Die Zeit für reine ärztliche Tätigkeiten beläuft sich auf 8,5 Stunden.
- Die Behandlung eines akut erkrankten Patienten dauert im Schnitt 7,7 Minuten, bei einer Vorsorgeuntersuchung 22,3 Minuten. Generell investieren Pädiater in Impfungen und Vorsorgen mehr Zeit (37 Prozent) als es der prozentualen Zahl der Vorstellungsanlässe im Bereich Prävention (29 Prozent) entspricht. Eine ebenso große Lücke klafft zwischen der Diagnose "Neue Morbiditäten" (6,3 Prozent), zu denen Konzentrations- und Entwicklungsstörungen zählen, und der dafür zu veranschlagenden Zeit für die Behandlungen (8,2 Prozent der Arbeitszeit). Ursache dafür sind laut Fegeler die häufig "versteckten Symptomatiken", die oft erst nach einer ausführlichen ärztlichen Gesprächsanamnese aufgedeckt werden können.