Schleswig-Holstein

Immer mehr Kinder "nicht beschulbar"

Kinder- und Jugendärzte sowie Psychiater verzeichnen immer stärkeren Zulauf.

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BAD SCHWARTAU. Immer mehr Grundschüler im Norden werden auf Veranlassung der Lehrkräfte in kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen vorgestellt.

Dies berichten Kinder- und Jugendärzte sowie Kinder- und Jugendpsychiater aus Schleswig-Holstein in einem offenen Brief an Bildungsministerin Professor Waltraud Wende.

Die Indikation "nicht beschulbar" werde offensichtlich in der Annahme einer zugrunde liegenden kinderpsychiatrischen Störung gestellt - die Ärzte vermuten aber auch Einsparungen an den Schulen und eine Verlagerung des Problems.

"Zunehmende Pathologisierung und Psychiatrisierung der Kinder"

"Tatsächlich werden oft Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten festgestellt, aufgrund derer die Kinder den Anforderungen des Regelunterrichts nicht gewachsen sind. Sekundär haben sich Anpassungsstörungen entwickelt, die sich negativ auf das Verhalten der Kinder, insbesondere auch auf ihr Selbstwerterleben, ihre Lebensfreude und Motivation auswirken", schreiben die Ärzte und Psychiater.

Zugleich vermissen sie aber Unterstützung für die Kinder im "Sozialraum Schule". "Wenn der Regelunterricht die individuelle Förderung des einzelnen Kindes nicht ermöglicht, werden aus Schülern Patienten. Der Patientenstatus verlagert das Problem", heißt es im Brief.

Bei Fortführung des derzeitigen Einsparkurses an den Schulen werde eine "zunehmende Pathologisierung und Psychiatrisierung unserer Kinder in Kauf genommen".

Die Initiatoren haben eine Unterschriftensammlung gestartet, mit der für eine ausreichend quantitative und qualitative Ausstattung der Schulen, für genügend Pädagogen, Sozialarbeiter und Therapeuten geworben wird. (di)

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