Substitutionstherapie
Ärzte gesucht
Ärzte, die sich in der Substitutionstherapie für Drogenabhängige engagieren, warnen vor einem drohenden Versorgungsengpass und mahnen dringend Handlungsbedarf an.
Veröffentlicht:KÖLN. Die Zahl der Patienten in der Substitutionstherapie ist in den vergangenen Jahren gestiegen, die Zahl der substituierenden Ärzte hingegen stagniert, und ihr Altersdurchschnitt ist sehr hoch.
Um mehr hausärztliche Kollegen als Mitstreiter zu gewinnen, hat der Initiativkreis Substitutionstherapie unter dem Motto "Bitte substituieren Sie" eine Informations- und Anzeigenkampagne gestartet.
8000 Ärzte sind qualifiziert
Für die ambulante Versorgung von fast 80.000 Substitutionspatienten stehen zurzeit rund 2700 Ärztinnen und Ärzte zur Verfügung, obwohl mehr als 8000 eine suchttherapeutische Qualifikation haben.
Der Altersdurchschnitt der Ärzte, die Substitution anbieten, liegt bei fast 60 Jahren, sagt Professor Markus Backmund, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) und einer der Gründungsinitiatoren des Initiativkreises, der "Ärzte Zeitung".
"Wenn in den nächsten Jahren vermutlich die Hälfte ausscheiden, bedeutet dies einen Bedarf neuer Substitutionsärzte von circa 2000, insbesondere wenn sie die Substitutionstherapie in der Fläche im Rahmen einer Hausarztpraxis mit durchführen." Mit der Kampagne will der Initiativkreis junge Ärztinnen und Ärzte für die spannende Arbeit in der Substitution interessieren, sagt er.
Federführend im Initiativkreis sind neben der DGS die Deutsche Aids-Hilfe und akzept e.V., der Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik. Zu den Unterstützern gehören die Bundesärztekammer, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mechthild Dyckmans und der Dachverband substituierender Ärzte in Deutschland.
Der Initiativkreis hat unter www.bitte-substituieren-sie.de eine Website freigeschaltet. Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen unterstützen die Kampagne mit der Veröffentlichung von Artikeln und Anzeigen. "Wir brauchen Sie, liebe Kollegen", heißt es in den Anzeigen.
Zur Unterstützung von Ärzten, die sich neu engagieren, baut der Initiativkreis Mentorennetzwerke auf. Dort stehen erfahrene Ärzte den Kollegen zur Seite und bieten Hilfe bei konkreten Fragestellungen an. "Wir wollen keine Kampagne von oben, sondern aus der Ärzteschaft selbst heraus getragen eine solide Fortentwicklung und Unterstützung neuer Kollegen", betont Backmund.
Ein interessantes Indikationsgebiet
Die Kampagne soll auch dazu beitragen, innerhalb der Ärzteschaft Vorurteile gegenüber der Substitutionstherapie abzubauen. "Es ist eines unserer Hauptziele, für einen unvoreingenommenen Blick auf eine der erfolgreichsten und herausforderndsten Therapien zu werben", erläutert er.
Die Substitutionstherapie sei ein interessantes Indikationsgebiet, mit dem viel zu erreichen ist. Backmund nennt dabei hervorragende Behandlungserfolge, die Senkung der Mortalitätsrate, die Vermeidung von HIV- und Hepatitisinfektionen und die Arbeit mit anspruchsvollen, multimorbiden Patienten.
Außerdem sei die Substitutionstherapie eine ethisch und gesellschaftlich wertvolle Arbeit. "Auch wirtschaftlich zahlt sich Substitutionstherapie aus - volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich", betont er.
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