Ansturm auf MVZ
Sachsen-Anhalts KV bremst
Die KV Sachsen-Anhalt beobachtet, dass immer mehr Facharztpraxen in Klinik-betriebene MVZ umgewandelt werden. Nun will sie gegensteuern – und dafür sorgen, dass Praxen zunächst ausgeschrieben werden müssen.
Veröffentlicht:MAGDEBURG. In Sachsen-Anhalt entscheiden sich immer mehr Fachärzte für eine Anstellung in klinikeigenen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Freie Vertragsarztsitze gehen verloren. Nun will die Kassenärztlichen Vereinigung (KVSA) gegensteuern.
Facharztpraxen, die von Krankenhaus-MVZ übernommen werden, müssen nicht erst öffentlich ausgeschrieben werden. Trotz neuer gesetzlicher Reglungen, wonach Ärzte mindestens drei Jahre nach Praxisabgabe im MVZ beschäftigt sein müssen, ist der Weg ins klinikeigene MVZ eine lukrative Option. Mittlerweile arbeiten 25 Prozent aller Fachärzte in Sachsen-Anhalts Medizinischen Versorgungszentren. Vor zehn Jahren waren es gerade mal fünf Prozent.
Eine leichte Entscheidung
Mit sechs Prozent vergleichsweise niedrig ist noch die Anzahl der in MVZ praktizierenden Hausärzte. Doch auch hier geht der Trend eindeutig nach oben.
"Die Motive für den abgebenden Arzt sind unterschiedlich", so KV-Vorstand Dr. Burkhard John. Auf alle Fälle erleichterten ein oft höherer Kaufpreis sowie das einfache Abgabeprozedere die Entscheidung.
Anders als beim Praxisnachbesetzungsverfahren, bei dem der Vertragsarzt erst den Antrag auf Ausschreibung stellen muss, Prüfung durch den Zulassungsausschuss und öffentliche Ausschreibung Pflicht sind, muss der abgebende Arzt im Falle der MVZ-Übernahme lediglich den Zulassungsverzicht zugunsten der Anstellung erklären. Für viele Ärzte ebenso verlockend ist die übergangslose Praxistätigkeit, allerdings ohne administrative Aufgaben und bürokratische Hürden.
Nach Ansicht der KVSA sollte eine gesetzliche Regelung darauf abzielen, dass alle Praxen erst einmal ausgeschrieben werden müssen. John: "Damit erhalten zugleich alle potenziellen Interessenten die Möglichkeit, sich zu bewerben."
Brennpunkte vermeiden
Gleichzeitig sollen im Haus der Selbstverwaltung die Kontrollmechanismen für eine Praxisabgabe verfeinert werden – auch, um besser und eher Brennpunkte, in denen die Sicherstellung gefährdet ist, zu vermeiden.
Vorgesehen sind spezifischere, regelmäßige Auswertungen bezüglich des Alters, der Fallzahl sowie der Praxisform bestimmter Arztgruppen in ausgewählten Regionen. Ältere, abgabeinteressierte Ärzte, die nicht in der Praxisbörse registriert sind, sollen künftig gezielt gesondert angesprochen werden, um sie über Abgabemodalitäten zu informieren.
25%
der Fachärzte in Sachsen-Anhalt arbeiten in MVZ. Vor zehn Jahren waren es noch fünf Prozent.