Gesundheit für alle
ÖGD ächzt unter eigenem Anspruch
Antibiotikaresistenzen, Impfen, Epidemien – Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst haben viele Aufgaben. Sie drängen auf mehr Stellen.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Egal ob beim Ausbau des Impfschutzes oder im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen – der alte WHO-Leitgedanke "Gesundheit für alle" ist aktueller denn je. Das betonte Dr. Andreas Zapf, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), beim Kongress des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).
Allerdings kämpft der ÖGD auch mit anhaltenden Problemen. So kritisierte die BVÖGD-Vorsitzende Dr. Ute Teichert den wachsenden Personal- und Stellenmangel. Sie verwies auf das Beispiel Berlin, dort waren zuletzt von 315 Stellen 43 unbesetzt. Nach Angaben des Verbands komme der ÖGD bei Krisen – wie bei EHEC-, Vogel- oder Schweinegrippeausbrüchen – schnell an seine Kapazitätsgrenzen.
Aber auch alltägliche Aufgaben wie Impfberatung, Impfschutz bei Kindern, Unterbringung von psychisch Kranken oder die Sicherstellung der Trinkwasserüberwachung könnten nicht mehr überall zureichend bewältigt werden.
Impfberatung oder Gutachtenerstellung an Hausärzte weiterzugeben, wie es inzwischen teilweise geschehe, sei keine dauerhafte Lösung. Es träfen immer öfter Beschwerden von niedergelassenen Ärzten ein, die über die zeitliche Belastung klagten. Teichert lobte, dass sich die Gesundheitsminister aller Bundesländer jüngst für Verbesserungen bei Gesundheitsämtern ausgesprochen hätten. "Es gilt, das jetzt in die Praxis umzusetzen", forderte sie.
Dass in Bayern auf Bestreben des des bayerischen Gesundheitsministeriums im vergangenen Jahr 94 neue Arztstellen im ÖGD etabliert wurden, sei ein richtiger Schritt. Damit gibt es bayernweit nach Angaben des Ministeriums rund 400 Ärzte im ÖGD– bundesweit sind es rund 2500.
Zudem haben das LGL und die Ludwig-Maximilians-Universität drei Brückenprofessuren für das Fachgebiet Öffentliches Gesundheitswesen eingerichtet. Einen eigenen Lehrstuhl gebe es bisher bundesweit nicht, kritisierte Teichert. Im Medizinstudium fehle es an Möglichkeiten, das Aufgabenfeld kennenzulernen. Es müsse mehr Angebote wie in Frankfurt am Main geben, wo Studierende beim Gesundheitsamt einen Teil ihres Praktischen Jahres absolvieren können.
Ähnlich äußerte sich Professor Caroline Herr, Präsidentin der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin (GHUP), für ihr Fachgebiet. Zwar gebe es bundesweit einige Lehrstühle für Hygiene, aber keinen in Bayern. Die vorhandenen Institute seien oft einseitig auf klinische Themen festgelegt. Umwelteinflüsse, wie beispielsweise die Gesundheitsfolgen technischer Innovation, würden bisher kaum berücksichtigt. (cmb)