Sexskandal in England
TV-Star soll Klinikpatienten missbraucht haben
Schwerer Verdacht gegen Jimmy Savile: Der verstorbene britische TV-Moderator soll über Jahre hinweg Patienten und Angestellte von vier Krankenhäusern sexuell missbraucht haben - womöglich gar Kinder.
Veröffentlicht:LONDON (ast). Diverse staatliche Krankenhäuser in Großbritannien sind offenbar in einen Sexskandal verwickelt, der immer weitere Kreise zieht.
Es geht um Vorwürfe, wonach ein berühmter Fernsehmoderator über Jahrzehnte Klinikpatienten und Pflegepersonal sexuell belästigt oder missbraucht haben soll. Sogar von Kindern ist laut mehreren Medienberichten die Rede.
Mehr als 300 Beschwerden
Das Londoner Gesundheitsministerium forderte am Wochenende die betroffenen Kliniken des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) auf, mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei "voll zu kooperieren".
Der am 29. Oktober 2011 gestorbene TV-Star Jimmy Savile hat nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft offenbar landesweit zahlreiche Patienten in mindestens vier Kliniken sexuell belästigt oder missbraucht.
Scotland Yard bestätigte auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" in London, dass mehr als 300 Beschwerden gegen Savile vorlägen, dutzende davon von ehemaligen Patienten und Krankenschwestern. "Wir untersuchen das genau", so ein Polizeisprecher.
Saville, der unter anderem die sehr beliebte TV-Pop-Show "Top of the Pops" moderierte, hatte im Stoke Mandeville Hospital ein eigenes Büro, da er nebenberuflich Spenden für NHS-Kliniken sammelte. Diese Vertrauensstellung habe Savile ausgenutzt, so die Polizei.
Ärzte schockiert
Das Londoner Gesundheitsministerium kündigte eine Untersuchung an. Geklärt werden soll die Frage, wie es möglich war, dass ein Sexualtäter jahrzehntelang auf Stationen sein Unwesen treiben konnte, ohne dass dies Ärzten auffiel.
Viele britische Ärzte äußerten sich schockiert und betroffen. "Es ist sehr besorgniserregend, wenn Patienten während ihres Klinikaufenthalts missbraucht werden. Das Krankenhaus gilt doch als ein Ort der Fürsorge und der Sicherheit", so der Londoner Klinikarzt Dr. Al Teague zur "Ärzte Zeitung".
Gesundheitspolitische Beobachter rechnen damit, dass der Skandal Konsequenzen haben wird. Im Gespräch sind verbesserte Sicherheitsbestimmungen für Kliniken und noch mehr Videoüberwachung .