Studie

Chefs in der Verantwortung für gesunde Mitarbeiter

Welchen Stellenwert nimmt inzwischen die Betriebliche Gesundheitsförderung ein? Das wollte die Techniker Krankenkasse wissen. Das Resultat ihrer Studie: In vier von zehn Betrieben passiert nicht viel. Prävention sieht anders aus, kritisiert die TK.

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(Un)regelmäßige Arbeitszeiten, Termindruck, Arbeitsorganisation und Betriebsklima beeinflussen Motivation und Leistungsfähigkeit. Die digitale Arbeitswelt bringt darüber hinaus noch zusätzliche gesundheitliche Beanspruchungen.

(Un)regelmäßige Arbeitszeiten, Termindruck, Arbeitsorganisation und Betriebsklima beeinflussen Motivation und Leistungsfähigkeit. Die digitale Arbeitswelt bringt darüber hinaus noch zusätzliche gesundheitliche Beanspruchungen.

© Fuse / Thinkstock

BERLIN. (Un)regelmäßige Arbeitszeiten, Termindruck, Arbeitsorganisation und Betriebsklima beeinflussen Motivation und Leistungsfähigkeit: Viele Unternehmen und der öffentliche Dienst investieren deshalb in die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Bewegungsangebote, ergonomische Arbeitsplätze und gesundes Kantinenessen sind vielerorts Standard. Doch die digitale Arbeitswelt bringt neue gesundheitliche Beanspruchungen mit sich.

In der Studie #whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt" hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zusammen mit der Techniker Krankenkasse (TK) und der Haufe Gruppe über 800 Geschäftsführende, Personaler und Verantwortliche für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nach den größten Herausforderungen heute und in Zukunft gefragt. Wie die TK berichtet, wurden an erster Stelle dabei die Führungskräfte benannt. Die Chefs selbst hätten sich nach den finanziellen Ressourcen an zweiter Stelle verortet.

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Neun von zehn Befragten (88 Prozent) haben der Studie zufolge die Führungskräfte als wichtigste Stellschraube für die Förderung der Beschäftigtengesundheit genannt. Ebenfalls häufig genannt: Einsatz der Unternehmensleitung und größere personelle Ressourcen mit jeweils 74 Prozent. 71 Prozent sahen einen größeren finanziellen Bedarf und mit 68 Prozent meinten fast ebenso viele, dass das interne Know-how gesteigert werden müsse.

Prof. Dr. Filip Mess, wissenschaftlicher Leiter des IFBG, das die Daten ausgewertet hat, äußerte sich in einer Pressemitteilung: "Gesunde Führung und die Unternehmenskultur haben extremen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten. Laut unseren Umfrageergebnissen sind die Chefs für ein wirksames und zukunftsfähiges BGM noch wichtiger als das Budget."

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK, kritisierte: "Der Gesetzgeber hat mit dem Präventionsgesetz den Rahmen geschaffen, die Krankenkassen haben ihren Einsatz erhöht, aber ohne die Anstrengung der Unternehmen kann kein nachhaltiges und zukunftsfähiges BGM installiert werden."

In vier von zehn Betrieben passiert (fast) nichts

Die Kehrseite: In jedem elften Unternehmen gibt es laut Studie überhaupt keine Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, knapp drei von zehn Betrieben bieten vereinzelte Angebote, vor allem in den Bereichen Ergonomie und Entspannung. Nur gut jeder Vierte (26,3 Prozent) gab an, ein ganzheitliches BGM eingerichtet zu haben. Die Mehrheit – etwas über ein Drittel (37 Prozent) – der Befragten gab an, dass in ihrer Organisation ein ganzheitliches BGM eingerichtet werde, das sich gesunden Strukturen und Prozessen widme.

Zu den am stärksten verbreiteten Angeboten zählen Maßnahmen der Arbeitssicherheit (82 Prozent) und des Versorgungsmanagements (Betriebsrente und Co; 75 Prozent). Der Anteil an Organisationen, die Entspannungsmaßnahmen anbieten, liegt dagegen nur bei rund 58 Prozent. Angebote, die sich dem Thema Schlaf widmen, werden lediglich von rund zehn Prozent angeboten, ergab die Studie.

Bei der Frage, welche Themen in fünf Jahren von besonderer Bedeutung sein werden, steht der Studie zufolge wieder das "Gesunde Führen" auf Platz eins, gefolgt von Maßnahmen für eine gesunde Unternehmenskultur, Wissenssicherung, Feedbackkultur, Change- und Konfliktmanagement sowie digital Leadership.

Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt verändern sich auch die Themen, die die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen, so die Herausgeber der Studie. "Big Data sorgt dafür, dass Arbeit 4.0 vor allem immer komplexer wird, uns immer größere Mengen von Informationen zur Verfügung stehen. Beschäftigte brauchen künftig eine noch höhere Stresstoleranz", so Dr. Fabian Krapf, wissenschaftlicher Berater des IFBG. Betriebliches Gesundheitsmanagement müsse sich deshalb künftig noch mehr der Stressprävention bzw. der Stressresilienz widmen.

Neue Technologien und moderne Arbeitsmethoden erfordern zudem vor allem kognitive Fitness. Zukunftsfähiges BGM müsse die Mitarbeiter deshalb befähigen, bis ins hohe Alter mit dem technischen Fortschritt mithalten zu können. Die Studie zeigt, dass Themen wie Telearbeit und Home office dabei immer wichtiger werden. Die Gefahr sei groß, dass so auch die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter aufweichen. Wichtig sei daher, das Führungskräfte die Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärken. Das gehe von der technischen Infrastruktur über das Schnüren der Arbeitspakete bis zur Einschätzung der Selbstkompetenz der Mitarbeiter.

Besonders weit in Sachen BGM sind der Studie nach vor allem Unternehmen der Finanz- und Versicherungsbranche. An der Studie nahmen im Februar und März 2017 über 800 Personaler, Führungskräfte und Verantwortliche für Betriebliches Gesundheitsmanagement teil. Die Ergebnisse sind in einem Online-Studienband unter www.presse.tk.de (Webcode 936082) abrufbar. (run)

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