Forschung

BIG wird in die Charité integriert

Kompletter Neustart für das Berliner Institut für Gesundheitsforschung: Der Bund steigt in die Landeseinrichtung ein.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung schlüpft unter das Dach der Uniklinik Charité.

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung schlüpft unter das Dach der Uniklinik Charité.

© Sascha Steinach / dpa-Zentral

BERLIN. Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG) wird Teil der Uniklinik Charité. Die tief greifende Umstrukturierung schafft ein bundesweites Novum. Erstmals seit der Föderalismusreform 2006 steigt der Bund in die Finanzierung einer Landeseinrichtung ein. Das ist seit der Verfassungsreform von 2014 nach dem neuen Artikel 91b des Grundgesetzes wieder möglich.

Bisher ist das BIG eine gemeinsame Einrichtung der landesseitig finanzierten Charité und des Max-Delbrück-Centrums (MDC), das von Bundesmitteln lebt. Beide Einrichtungen sind Gliedkörperschaften des BIG. Doch diese Struktur erwies sich als schwerfällig – zum Nachteil der Forschung.

„Das BIG hat viele seiner Aufgaben in den letzten Jahren schon gut erfüllt und einiges geleistet. Seine komplizierte Struktur hat allerdings den Erfolg und die Dynamik des Instituts gebremst,“ so der Berliner Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach zur „Ärzte Zeitung“.

Externe Berater hatten bei einer Prüfung die Integration in die Charité empfohlen. Auch eine vollständige Loslösung von Deutschlands größter Uniklinik ist diskutiert worden. „Aus unserer Sicht wäre das aber der falsche Weg gewesen.

Denn exzellente translationale Forschung braucht die Anbindung an eine hervorragende Unimedizin und Krankenversorgung in relevanter Größenordnung. Berlin und die Charité bieten dafür die besten Voraussetzungen“, so Krach.

Nun soll das BIG eine eigenständige Einrichtung innerhalb der Charité werden. Um die Bedingungen haben Bund und Land lange gerungen. Schließlich fließen pro Jahr 75 Millionen Euro Bundesmittel in das Institut, das die translationale Gesundheitsforschung voranbringen soll. Das Land ist mit rund acht Millionen Euro am BIG beteiligt (Schlüssel 90:10).

Das Ergebnis der Verhandlungen: Das Institut wird wissenschaftlich vollständig in die Uniklinik eingegliedert, bleibt aber wirtschaftlich autonom. Es soll eine dritte Säule neben Fakultät und Klinik bilden und wie diese mit einem eigenen Wirtschaftsplan und einem eigenen Vorstand ausgestattet sein.

Über Angelegenheiten, die nur das BIG betreffen, entscheidet es autonom. Dabei wird der Bund sowohl im BIG-Vorstand vertreten sein als auch im Gesamtvorstand der Charité als Vertreter des BIG.

„Wir schaffen damit eine Win-win-Situation: Das BIG ist nah dran an der klinischen Praxis der Charité, die wiederum profitiert von der Nähe zur Spitzenforschung des BIG“, so Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) in einer gemeinsamen Erklärung mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD). Der zeigte sich überzeugt, dass die Integration in die Charité die bestmögliche Basis für die zukünftige Arbeit des BIG biete.

Bevor die neue Struktur umgesetzt werden kann, muss die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz der Länder (GWK) der entsprechenden Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Berlin noch zustimmen. Das ist für den Sommer vorgesehen.

Möglicherweise diskutiert die GWK dann bereits eine ähnliche Umstrukturierung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das als Gemeinschaftseinrichtung einer Landesuniversität und eines Helmholtz-Zentrums ähnlich strukturiert ist wie das BIG bisher.

Was ist das BIH?

Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung | Berlin Institute of Health (BIH) ist eine Wissenschaftseinrichtung für Translation und Präzisionsmedizin. Das BIH widmet sich neuen Ansätzen für bessere Prognosen und neuartigen Therapien bei progredienten Krankheiten und ungelösten Gesundheitsproblemen (unmet medical needs).

Der Fokus liegt auf einem besseren Verständnis der komplexen Mechanismen und Faktoren von schweren Krankheitsverläufen, um dividuelle Risiken zu definieren und neue Therapien für personalisierte Behandlungen zu entwickeln.

 Die Charité – Universitätsmedizin Berlin und das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) sind Gründunginstitutionen und im BIH eigenständige Gliedkörperschaften. (Quelle: https://www.bihealth.org/de/institut/)

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