Kampf gegen Unterversorgung

Gröhe kündigt Zuschläge für Hausärzte an

Der Sachverständigenrat hat seine Vorschläge konkretisiert, wie die Unterversorgung in ländlichen Regionen bekämpft werden kann. Minister Gröhe zeigt sich von vielen Ideen begeistert - und kündigt Vergütungszuschläge für Hausärzte an.

Von Martina Merten Veröffentlicht:
Neue Versorgungsmodelle könnten künftig im Gesetz stehen.

Neue Versorgungsmodelle könnten künftig im Gesetz stehen.

© Stephan Jansen / dpa

BERLIN. Der Aufbau von lokalen Gesundheitszentren (LGZ) für die Primär- und Langzeitversorgung auf dem Land könnte eine Maßnahme zum Abbau von Unterversorgung im ländlichen Raum sein, die die Bundesregierung in ihren Eckpunkten zum Versorgungsstärkungsgesetz aufgreift.

Darauf hat Bundesgesundheitsminister Herman Gröhe (CDU) während einer gemeinsamen Veranstaltung seines Ministeriums und des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) hingewiesen. Auf der Veranstaltung stellte der SVR Einzelheiten seines aktuellen Gutachtens vor.

Der SVR weist in seinem Gutachten unter anderem auf die drohende Unterversorgung in ländlichen Regionen - 2200 Hausärzte scheiden pro Jahr flächendeckend aus - und die Schwierigkeit für Hausärzte, einen Nachfolger zu finden, hin. Derzeit findet nur jeder zweite Hausarzt einen Nachfolger, zudem mangelt es dem Ratsvorsitzenden Professor Ferdinand M. Gerlach zufolge an Generalisten.

In den von den sieben Gesundheitsweisen vorgeschlagenen LGZ könnten sich Teams von Ärzten, Pflegern, Versorgungsassistenten und Medizinischen Fachangestellten, auch zu attraktiveren Arbeitszeiten und Modellen, zusammenfinden.

Der SVR schlägt zudem vor, die Gelder aus dem Innovationsfonds, den die Regierung plant, zu nutzen, um die LGZ auszubauen. "Die LGZ könnten zu einer Art MVZ für den ländlichen Raum werden", sagte Gröhe.

Der Minister kündigte zugleich an, die Struktur der im Zuge des GKV-Modernisierungsgesetzes im Jahr 2003 eingeführten MVZ ändern zu wollen.

Derzeit können verschiedene Arztgruppen unter einem Dach in einem MVZ zusammenarbeiten. Künftig sollten ausschließlich "Hausarzt MVZ" vom Gesetzgeber gefördert werden, um mehr Hausärzte in ländliche Regionen zu locken, so Gröhe. Zudem seien neue Trägerformen für MVZ denkbar.

Zuschläge für bedrohte Regionen

Um dem Problem der drohenden Unterversorgung in ländlichen Regionen entgegenzuwirken, plant die Regierung Gröhe zufolge, Vergütungszuschläge für Hausärzte einzuführen. Auch das regen die Experten in ihrem Gutachten an.

Den Zuschlag soll es dem SVR nach dann geben, wenn der Versorgungsgrad für Hausärzte unter 90 Prozent und der für grundversorgende Fachärzte unter 75 gesunken ist. Sympathie zeigte Gröhe zudem für die SVR-Empfehlung, mehr Lehrstühle für Allgemeinmedizin zu schaffen.

Auch für den Pflegebereich regt der Rat in seinem Gutachten mehr Lehrstühle an, um den "Akademisierungsgrad" des Berufsstandes zu erhöhen, sagte Ratsmitglied Professor Doris Schaeffer. Derzeit verfügen in Deutschland lediglich 0,6 Prozent der Pflegenden über einen akademischen Abschluss.

Mehr Akademisierung sei zwar wichtig, sagte Gröhe. Für essentieller hält der Minister es aber, die derzeitige Berufsausbildung attraktiver zu gestalten, um den steigenden Pflegebedarf zu decken.

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