Bremen

Hausarztpraxen als Pfeiler der Flüchtlingsversorgung

Wo die Bremer Gesundheitsbehörde an Grenzen gerät, soll ein neu geknüpftes Hausarztnetz einspringen.

Veröffentlicht:

BREMEN. Bremen will Flüchtlinge, die in der Stadt ankommen, schneller medizinisch versorgen können.

"Die hoheitlichen Aufgaben der Versorgung übernimmt normalerweise das Gesundheitsamt bei der Ankunft der Flüchtlinge", erklärt Dr. Martin Goetz, Abteilungsleiter in der Bremer Gesundheitsbehörde, der "Ärzte Zeitung". "Aber die normalen Krankheiten der Flüchtline können so nicht versorgt werden."

Also will man in Bremen ein Netz von 17 Hausarztpraxen knüpfen, das zusätzlich zum Praxisalltag die Flüchtlinge mit verstauchten Füßen, Diabetes, Bauchschmerzen oder kleinen Wunden behandeln kann. Ein entsprechendes Netz von Zahnärzten soll ebenfalls entstehen.

In Bremen und Hamburg erhalten Asylsuchende, die auf ihr Verfahren warten, zwar für 15 Monate eine AOK-Gesundheitskarte. "Aber es dauert oft Wochen, bis die Flüchtlinge über die Karte verfügen können", sagt Goetz. "In dieser Zeit soll das Ärztenetz die Versorgung sicherstellen."

Dazu erhalten die Flüchtlinge entweder bei der Erstaufnahme oder in der Aufnahmeeinrichtung Bremens eine Bescheinigung, die sie zum Arztbesuch in einer der 17 Praxen berechtigt. "Damit muss nun das Gesundheitsamt nicht mehr ständig auf der Suche nach einem Arzt herumtelefonieren", so Goetz.

Die Leistungen werden über die AOK Bremen/Bremerhaven abgerechnet. "Und die Kasse erhält das Geld von der Sozialbehörde Bremens erstattet", sagt Goetz.

"Viele haben unrealistische Vorstellungen"

Dr. Günther Egidi, Hausarzt in Bremen, gehört zum Netz für die Flüchtlinge. "In unsere Praxis kommen auch ohne Ärztenetzmitgliedschaft täglich fünf bis zehn Patienten, die aus ihren Heimatländern geflohen sind", berichtet er. Viele von ihnen seien durch Erlebnisse während der Flucht traumatisiert.

So erschien in der Praxis seiner Frau ein junger Afrikaner, der es nicht mehr über sich brachte, zu duschen, berichtet Egidi. "Er ist über Lampedusa nach Europa gekommen und erträgt nun keine Dusche mehr, weil er so viele Menschen hat ertrinken sehen."

Oft müsse er seinen neuen Patienten erklären, "was geht und was nicht geht", berichtet Egidi. "Viele haben unrealistische Vorstellungen vom Umfang der Behandlungsmöglichkeiten." Dennoch seien "fast alle superdankbar", berichtet der Hausarzt.

Bremen erwartet in diesem Jahr nach bisherigen Prognosen 6700 Flüchtlinge und 2000 unbegleitete Kinder - Zahlen, die inzwischen überholt sein dürften. Wir untersuchen und impfen sie. Außerdem werden alle Flüchtlinge über 15 Jahre auf Tuberkulose getestet." Wegen der vielen Untersuchungen will die Sozialbehörde auch die Krankenhäuser Bremens in die Untersuchungen einbinden. (cben)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend