Kriegskinder in Syrien

Nur ein Psychologe auf eine Million Menschen

Bomben, Waffen, Angst: Die ständige Belastung geht an den Kindern in Syriens Kriegsgebiet nicht spurlos vorüber. Die Versorgung ist gleichzeitig katastrophal. Das zeigt eine Studie.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
89 Prozent der Befragten gaben in einer aktuellen Studie an, dass Kinder ängstlicher und nervöser seien als zu Beginn des Krieges.

89 Prozent der Befragten gaben in einer aktuellen Studie an, dass Kinder ängstlicher und nervöser seien als zu Beginn des Krieges.

© abaca / picture alliance

NEU-ISENBURG. Andauernde Bombardierungen und ständige Angst vor feindlichen Beschüssen sind der Hauptstressfaktor, dem Kinder und Erwachsene im syrischen Kriegsgebiet ausgesetzt sind. Die psychische Belastung ist enorm, die psychologische und psychiatrische Versorgung jedoch miserabel: In manchen Regionen kommt auf eine Million Menschen ein ausgebildeter Psychologe.

Das geht aus einer Studie der Hilfsorganisation "Save the Children" mit dem Titel "Invisible Wounds" ("Unsichtbare Wunden") hervor, die die Auswirkungen des bereits sechs Jahre andauernden Kriegs in Syrien untersucht. Zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 befragte die Hilfsorganisation in Syrien 450 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Ergebnisse zeichnen ein besorgniserregendes Bild:

- Angst: 89 Prozent der Befragten gaben an, dass Kinder ängstlicher und nervöser seien als zu Beginn des Krieges.

- Aggressivität: 80 Prozent sagten, dass Kinder und Jugendliche heute insgesamt aggressiver seien als vor sechs Jahren.

- Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD): 71 Prozent der Befragten erklärten, Kinder würden sich häufiger als früher einnässen – dies gehört laut Studie zu den klassischen Anzeichen einer PTSD.

- Sprachstörungen: 48 Prozent berichteten, sie hätten Kinder erlebt, die als Reaktion auf das Gesehene unter Sprachstörungen litten oder überhaupt nicht mehr sprechen würden.

- Drogenmissbrauch: 51 Prozent gaben an, Jugendliche würden heute mehr Drogen konsumieren, um mit dem Stress umzugehen.

Die Studie ist online zu finden unter http://tinyurl.com/hrlunj6.

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