Rabattverträge

AOK sieht echte Marktwirtschaft

Lieferengpässe bei Arzneien und Impfstoffen haben die Rabattverträge wieder in die Diskussion gebracht. Kritiker betrachten sie als Ursache der Probleme. Die AOK hält dagegen - und verweist auf den Nutzen für kleine Hersteller.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Welches Präparat wird es wohl werden?

Welches Präparat wird es wohl werden?

© Klaro

BERLIN. Bundesverband und Wissenchaftliches Institut der AOK widersprechen der These, dass Rabattverträge Monopolbildungen begünstigen.

Das Gegenteil sei der Fall: "Durch die alle zwei Jahre neu ausgeschriebenen Rabattverträge haben auch kleinere Unternehmen bessere Chancen, sich höhere Marktanteile zu sichern", heißt es in einer Stellungnahme des AOK Bundesverbandes für das Bundeswirtschaftsministerium.

Christopher Hermann, AOK-Chef in Baden-Württemberg, verteidigt die Ausschreibungen. "Mit den Rabattausschreibungen haben erstmals freie Marktmechanismen den Arzneimittelmarkt erreicht", sagte Hermann der "Ärzte Zeitung".

Nach AOK-Berechnungen konnte die zwischen 2007 und 2011 zu beobachtende "deutliche Konzentration der Marktanteile" merklich reduziert werden, heißt es.

Insgesamt vereinten folgende Unternehmensgruppen zusammen etwa 40 Prozent des Generikamarktes auf sich, davon: Sandoz, Hexal und 1 A Pharma 17,5 Prozent; Ratiopharm und CT Arzneimittel 15,5 Prozent sowie Stada und Aliud Pharma 7,3 Prozent.

Bis 2011 hätten dann auch andere Unternehmen ihren Marktanteil steigern können, so dass der Umsatzanteil der genannten Unternehmen auf etwa 25,5 Prozent gesunken sei. Ein weiterer Effekt laut AOK: Die Öffnung des Marktes habe zu einer deutlichen Zunahme der Anbieter bei bedeutenden Wirkstoffen wie Omeprazol, Simvastatin und Clopidogrel geführt.

Probleme vor allem im stationären Sektor

Bereinigungen stellt die AOK außerhalb des Rabattmarktes fest. Die Ausgestaltung der Ausschreibungen seien daher "mittelstandsfreundlich".

Die AOK sieht auch keinen Zusammenhang zwischen Rabattverträgen und Produktionsverlagerungen nach Asien. Dieser Prozess habe schon vor mehr als zehn Jahren eingesetzt, um Herstellungskosten zu senken, aber auch, um dort neue Märkte zu erschließen.

Und zum Thema Qualität heißt in der AOK-Stellungnahme: "Immer mehr Zulieferer erfüllen internationale Standards, so zum Beispiel die Anforderungen der FDA."

In der aktuellen Diskussion um punktuelle Lieferengpässe gehe es überwiegend um Probleme im stationären Bereich. Die Gründe seien vielschichtig. Dazu räumten Hersteller Engpässe bei Wirk- und Hilfsstoffen ein sowie Ausfälle von Produktionsanlagen oder Produktmängel.

Im ambulanten Bereich seien Lieferengpässe lediglich vereinzelt aufgetreten. Hier weist die AOK ausdrücklich darauf hin, dass bei Lieferengpässen die Verordnung eines alternativen Produkts gleichen Profils möglich sei.

Hermanns Fazit insgesamt: "Die Entlastung der Arzneimittelausgaben um 1,6 Milliarden Euro jährlich senkt letztlich auch die Kostenlast für Ärzte. Darin sehe ich nur Vorteile."

Wirkstoffe, Bieter und Zuschläge im AOK-System

Tender Vertragszeit Wirkstoffe
ausgeschrieben
Wirkstoffe rabattiert Teilnehmende Bieter/BG* Bezuschlagte Bieter/BG*
AOK I 2007 89 43 12 11
AOK II 2008/2009 82 22 83 30
AOK III 2009 - 2011 64 63 68 22
AOK IV 2010 - 2012 94 80 88 26
AOK V 2010 - 2012 12 12 36 9
AOK VI 2011 - 2013 87 80 73 30
AOK VII 2012 - 2014 105 92 83 36
AOK VIII 2012 - 2014 21 19 40 14
AOK IX 2013 - 2014 34 26 39 20
AOK X 2013 - 2015 86 82 58 28
AOK XI 2013 - 2015 8 8 23 12
*) Bietergemeinschaften
Quelle: AOK-BV, Tabelle: Ärzte Zeitung
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