Mangelnde Anerkennung erhöht Infarktrisiko

Psychischer Druck durch Arbeit spielt für Herzinfarkte offenbar eine größere Rolle als angenommen, wie Daten der DAK Gesundheit zeigen. Besonders problematisch: Die Betroffenen wissen um die Gefährdung, kümmern sich aber nicht um ihre Gesundheit- da sind Ärzte gefordert.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Fehlende Anerkennung und Arbeitsplatzunsicherheit können zu Gratifikationskrisen führen - und das Herzinfarktrisiko erhöhen.

Fehlende Anerkennung und Arbeitsplatzunsicherheit können zu Gratifikationskrisen führen - und das Herzinfarktrisiko erhöhen.

© fotolia

HAMBURG. Ein bislang wenig beachteter Risikofaktor für Herzinfarkt wird durch psychischen Druck in der Arbeitswelt bedeutsamer. Jeder zehnte Beschäftigte leidet unter einer Gratifikationskrise - und verdoppelt damit sein Herzinfarktrisiko.

Eine Gratifikationskrise kann bei Beschäftigten entstehen, die kein ausgewogenes Verhältnis zwischen Belohnung und den geleisteten Anstrengungen sehen.

Diese Form von arbeitsbedingtem Stress kann etwa durch fehlende Anerkennung, Arbeitsplatzsicherheit und Karrierechancen, aber auch durch ein zu gering empfundenes Gehalt verstärkt werden.

Beamte haben seltener arbeitsbedingt Stress

Besonders Facharbeiter und Arbeiter sind betroffen. Bei Beamten und Selbstständigen ist der Prozentsatz deutlich geringer, wie die DAK Gesundheit in ihrem jüngsten Gesundheitsreport für Hamburg festgestellt hat. Dort sind 9,9 Prozent, bundesweit 9,3 Prozent der Beschäftigten betroffen.

Besonders hoch ist der Anteil unter Beschäftigten, die sich widersprechende Anweisungen erhalten, die ihre Arbeitsaufgaben anders erledigen würden und in Betrieben arbeiten, die wesentlichen Umstrukturierungen unterliegen.

Betroffene haben nicht nur ein höheres Herzinfarktrisiko, sondern schätzen auch ihren Gesundheitszustand deutlich schlechter ein, unterliegen häufig Stimmungsschwankungen, Ängsten, Kopfschmerzen und leiden häufiger unter Schlaflosigkeit als Beschäftigte ohne Gratifikationskrise.

Ärzte sollten an Psychologen überweisen

Das Problem: Zwar wissen die Betroffenen um ihr erhöhtes Gefährdungspotenzial, kümmern sich aber nicht stärker um ihre Gesundheit als andere.

"Hier sollten Unternehmen mit ihrem betrieblichen Gesundheitsmanagement ansetzen", riet Hamburgs DAK-Landeschefin Regina Schulz.

Ärzte, die eine solche Krise und ein damit verbundenes Herzinfarktrisiko bei Patienten feststellen, sollten nach Ansicht von Professor Hermann Reichenspurner vom UKE an einen Psychologen überweisen: "Häufig hilft es schon, sich über das Problem klar zu werden."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nach Bundesrats-Votum

Unterschiedliche Reaktionen auf beschlossene Klinikreform

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Lesetipps