AOK Plus: Homöopathie statt Prämie
Rekordüberschuss: Die AOK Plus hat im vergangenen Jahr 350 Millionen Euro mehr eingenommen aus ausgegeben. Prämien an die Versicherten ausschütten will die Kasse aber nicht. Dafür sollen jetzt die Leistungen ausgeweitet werden.
Veröffentlicht:ERFURT (rbü). Die AOK Plus bleibt dabei: Eine Rückzahlung von Überschüssen kommt nicht infrage. Der Verwaltungsrat der mit 2,7 Millionen Mitgliedern größten Krankenkasse in Sachsen und Thüringen beschloss in Erfurt, den Großteil des Gewinns auf die hohe Kante zu legen.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die AOK Plus einen Rekordüberschuss von 354 Millionen Euro (Vorjahr: 58 Millionen). Damit stiegen die Rückklagen auf etwa 700 Millionen Euro, erklärte Kassenchef Rolf Steinbronn.
Die AOK Plus gehört derzeit zu den reichsten Kassen in Deutschland. Forderungen von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) nach einer Erstattung kritisierte Steinbronn als "Wahlkampftaktik".
Ein Mahnschreiben vom Bundesversicherungsamt habe er bislang nicht erhalten. Der Verwaltungsratsvorsitzende Sven Nobereit erklärte, eine Prämie erzeuge lediglich einen hohen Verwaltungsaufwand und müsse überdies vom Versicherten versteuert werden.
Der 2011 erwirtschaftete Überschuss entspräche gerade einmal dem Beitragsaufkommen von 14 Kalendertagen, erlaubt sei eine Rücklage von bis zu 2,5 Monaten.
Der Verwaltungsrat der AOK Plus verabschiedete stattdessen eine "Leistungsoffensive": Ab Juli werden Schwangeren und Jugendlichen die Kosten für nicht verschreibungspflichtige, apothekenpflichtige Arzneien ersetzt.
Mehr Geld gibt es auch für Homöopathie. Die Kasse rechnet dadurch mit Mehrkosten von 20 Millionen Euro. Bis Ende 2014 will man auch auf Zusatzbeiträge verzichten.
Grund für die hohen Überschüsse sind laut AOK Plus die gute Wirtschaftslage und Rabattverträge mit den Pharmaherstellern, die allein 80 Millionen Euro Einsparungen gebracht haben. "Das ist aber kein Polster, auf dem wir uns ausruhen können", sagte Nobereit.
Die AOK Plus rechnet in diesem Jahr mit Mehrausgaben von 300 Millionen Euro, bedingt durch höhere Ärztehonorare und Arzneikosten. Die Demografie werde die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben weiter aufgehen lassen - eigenen Prognosen zufolge steigen die Beitragseinnahmen jährlich um 1,4 Prozent, die Kosten um 3,9 Prozent.