Wird der Morbi-RSA falsch berechnet?
Zu viel Geld für Junge und Gesunde, zu wenig für Alte und Kranke: Die AOK Bayern bemängelt fehlerhafte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds. Die Kasse sieht gar einen methodischen Fehler bei der Berechnung - und spricht von "Altersdiskriminierung".
Veröffentlicht:MÜNCHEN (sto). Durch einen methodischen Fehler im Berechnungsverfahren für den morbiditätsorientierten Risiskostrukturausgleich wird den Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds zu wenig Geld für die Versorgung älterer, schwer- und mehrfach kranker Menschen zur Verfügung gestellt.
Darauf hat die AOK Bayern bei einer Expertentagung in München hingewiesen.
Für junge und gesunde Versicherte bekommen die Krankenkassen dagegen zu viel aus dem Gesundheitsfonds.
Deckungsgrad sinkt mit dem Alter
"Die standardisierten Leistungsausgaben, also die Zuweisungen aus dem Fonds, sind schlicht falsch berechnet", erklärte die Verwaltungsratsvorsitzende der AOK Bayern auf Arbeitgeberseite, Dr. Claudia Wöhler.
Bei einem 30-jährigen Versicherten würden im Durchschnitt rund 104 Prozent seiner Leistungsaufwendungen durch den Fonds gedeckt.
Bei einem 70-Jährigen sinke der Deckungsgrad hingegen auf 98 Prozent und bei einem 80-Jährigen sogar auf 80 Prozent ab. "Das ist Altersdiskriminierung pur", sagte Wöhler.
Der Methodenfehler im Morbi-RSA ließe sich vergleichsweise einfach beseitigen, erklärte die AOK-Vertreterin. Dazu habe der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesversicherungsamt vorgeschlagen, die Ausgaben von "allen Versicherten mit unvollständigen Versichertenepisoden zu annualisieren".
Dabei gehe es um die Berechnung von Zuweisungen für die Versicherten, die im Laufe eines Jahres gestorben sind, erläuterte Wöhler. "Es genügt die Anwendung einer der vier Grundrechenarten", sagte sie.
Flächendeckende Versorgung müsse gesichert werden
Diese Ungenauigkeit führe auch dazu, dass die Ziele des Morbi-RSA, Risikoselektion zu vermeiden und die Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung zu erhöhen, nicht vollständig erreicht werden.
Bayern sei davon besonders betroffen, weil aufgrund der guten Konjunktur zwar hohe Beiträge in den Gesundheitsfonds abgeführt würden, bei der Mittelverteilung das höhere Ausgabenniveau des Gesundheitswesens im Freistaat jedoch nicht angemessen berücksichtigt werde.
Wöhler forderte daher länderspezifische Zuweisungen an die gesetzlichen Krankenkassen. Die Qualität der flächendeckenden Gesundheitsversorgung in Bayern müsse durch entsprechende Fondsmittel gesichert werden, so die Verwaltungsratsvorsitzende.