TK-Chef
Mehr Geld für Ärzte? "Das können wir uns leisten"
Ohne PKV würden Ärzte Honorar verlieren - das sieht TK-Chef Dr. Jens Baas anders. Um bis zu vier Milliarden Euro könnten die Honorare steigen.
Veröffentlicht:Dr. Jens Baas
Vorstandsvorsitzender der TK seit 1. Juli 2012, Mitglied des Vorstandes seit Januar 2011
Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group seit 1999
Studium der Humanmedizin in Heidelberg und an der University of Minnesota (USA), danach Arzt in den chirurgischen Universitätskliniken Heidelberg und Münster
Jahrgang: 1967
FRANKFURT. Glänzendes Geschäftsergebnis, weiter steigende Mitgliederzahlen und eine Kasse, die nicht wie eine graue Behörde wirkt: Für den Vorstandsvorsitzenden der Technikerkrankenkasse (TK), Dr. Jens Baas, sehen die Zeiten derzeit rosig aus.
Für das Beitragsjahr 2012 wird die Kasse rund eine halbe Milliarde Euro an die Versicherten ausschütten. Inzwischen ist die Kasse auf über sechs Millionen Mitglieder gewachsen - bald könnte die TK die größte Kasse in Deutschland sein.
Der Stolz über diese Ergebnisse ist Baas anzusehen, doch er warnt vor Übermut: "Derzeit sieht es so aus, als hätten wir alle Probleme gelöst. Doch die Probleme im Gesundheitssystem sind noch da. Man hat den Versicherten nur zu viel Geld abgenommen", sagte er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Das Ende des Geldsegens sei "absehbar", spätestens 2015 müssten die ersten Kassen wieder Zusatzbeiträge erheben, so Baas. "Wir als TK werden dank unserer Rücklagen eine der Kassen sein, die am längsten ohne Zusatzbeitrag auskommen."
Gemischte Bilanz für schwarz-gelb
Doch ob, und wie man in zwei Jahren über Zusatzbeiträge spricht, ist Zukunftsmusik. Kommt nach der Wahl die Bürgerversicherung oder wird die Kopfpauschale wiederbelebt?
Baas sieht Vorteile, wenn es einen künftig zu einem einheitlichen Versicherungsmarkt kommt - auch für Ärzte: "Wenn es die private Krankenversicherung nicht mehr gibt, müssen wir Ärzte besser bezahlen. Alles andere wäre gelogen. Ich bin überzeugt, dass wir uns das leisten können", sagte Baas.
Je nach Rechenmodell, die für die TK erarbeitet wurden, könnten es 1,5 bis vier Milliarden Euro mehr sein.
Die Bilanz von vier Jahren schwarz-gelb fällt bei ihm gemischt aus. "Das AMNOG war eine der ganz großen Errungenschaften dieser Legislaturperiode. Über die Details kann man diskutieren, doch es ist ein Einstieg in eine neue Denkart." Die Pflege allerdings sei vernachlässigt worden.
Versorgungsqualität soll diskutiert werden
Nach der Bundestagswahl erhofft sich Baas von der Politik einen stärkeren Blick auf die Ausgaben des Gesundheitssystems. "Wir diskutieren viel zu oft, wie man den Versicherten mehr Geld abnehmen kann."
Dazu sei es nötig, viel mehr über die Qualität der medizinischen Versorgung zu diskutieren. Wer dabei die Qualitätskriterien festlegt, sei nicht entscheidend für die Diskussion. "Gerne können auch die Fachgesellschaften der Ärzte Kriterien für Qualität entwickeln."
Trotz der guten Finanzlage - laut den KV 45 Zahlen haben Kassen und Fonds derzeit einen Überschuss von 27,7 Milliarden Euro - zeigen Kassen wenig Kreativität, mit dem Geld Versorgung zu gestalten.
Baas warnt vor übertriebenen Forderungen: "Auch Kassen brauchen Planungssicherheit und eine stabile Rechtslage, um Verträge mit Perspektive zu entwickeln und abzuschließen. Die Kassen haben den Blick für Verträge, die sich erst in einigen Jahren auszahlen, noch nicht ausreichend geschärft."