30 Jahre "Tag der Organspende"

Ein besonderes Jubiläum feiert der "Tag der Organspende": Heute findet er bereits zum 30. Mal statt. Sein Ziel hat sich in den drei Jahrzehnten nicht verändert: Die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema Organ- und Gewebespende zu lenken und so Leben zu retten.

Thorsten SchaffVon Thorsten Schaff Veröffentlicht:
Einen Organspendeausweis hat nur jeder Vierte in Deutschland. Durch den "Tag der Organspende" erhofft sich die DSO, dass die Zahl der Spender steigt.

Einen Organspendeausweis hat nur jeder Vierte in Deutschland. Durch den "Tag der Organspende" erhofft sich die DSO, dass die Zahl der Spender steigt.

© Daniel Karmann / dpa/Ibn

DRESDEN. Das Thema Organspende war zuletzt in aller Munde, schließlich hat der Bundestag nach langem Hin und Her am 25. Mai die Organspende-Reform mit der Entscheidungslösung beschlossen.

Am heutigen Samstag (2. Juni), dem "Tag der Organspende", rückt das Thema einmal mehr in das öffentliche Interesse - und feiert dabei sein 30. Jubiläum.

Das große Ziel lautet: Leben zu retten. Bundesweit stehen nach Angaben der Deutschen Stiftung für Organtransplantation (DSO) 12.000 Schwerkranke auf der Warteliste für ein lebenswichtiges Organ.

Alle acht Stunden stirbt in Deutschland ein Mensch, weil sich kein passendes Spenderorgan finden lässt - im Jahr sind es rund 1.000 Patienten.

Damit diese Zahlen in Zukunft sinken, hat der Bundestag die Organspende-Reform auf den Weg gebracht. Und auch der "Tag der Organspende" soll seinen Beitrag dazu leisten, schließlich ist die öffentliche Aufmerksamkeit für die Aufklärung von enormer Bedeutung.

Montgomery: Menschen informieren und überzeugen

"Um die Bereitschaft zur Organspende zu steigern, muss dieses lebenswichtige Thema noch stärker in das Bewusstsein unserer Gesellschaft gerückt werden", forderte Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, laut einer Mitteilung anlässlich des Aktionstages.

"Wir müssen die Menschen aktiv über die Organspende informieren, Vorurteile abbauen und sie davon überzeugen, dass sie nach ihrem Tod anderen Menschen Leben schenken können", so Montgomery.

Die grundsätzliche Bereitschaft, Organe zu spenden, ist in Deutschland vorhanden, wie eine repräsentative Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2010 zeigt.

74 Prozent der Probanden gaben an, damit einverstanden zu sein, dass man ihnen nach ihrem Tod Organe und Gewebe entnimmt. Doch nur jeder vierte Befragte hatte selbst einen Organspende-Ausweis.

Viele Bürger stehen der Organspende skeptisch gegenüber. Deswegen hat der Aktionstag laut DSO auch das Ziel, Vorurteile abzulegen, zu informieren und aufzuklären.

Gleichzeitig soll auch den Organspendern und deren Angehörigen für die geschenkten Lebensjahre gedankt werden.

Zentrale Veranstaltung in Dresden

Der heutige "Tag der Organspende" wird in ganz Deutschland mit Veranstaltungen und Aktionen begangen. Die zentrale Veranstaltung mit Informationsständen und zahlreichen Aktionen findet in Dresden statt.

An der Kreuzkirche erwartet die Besucher von 10 bis 18 Uhr ein Bühnenprogramm mit interessanten Talkgästen und musikalischen Highlights. Die Schirmherrschaft hat die sächsische Staatsministerin für Soziales, Christine Claus, übernommen.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 03.06.201200:40 Uhr

NICHT PRIMUS INTER PARES !

Organtransplantationen sind nicht die letzten logistischen und medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit gibt es in den heutigen reichen Industrieländern viele populäre Probleme und durch gesteigerte Lebenserwartung privilegierte Paradigmen wie Krebs, Adipositas, metabolisches Syndrom, Diabetes, Polyarthrosen und -arthritis, COPD, Hypertonie, Hypercholesterinämie, KHK und sekundäre vaskuläre Organschädigungen an Nieren, Gehirn bzw. periphere arterielle Verschlusskrankheit pAVK.

Die globalen therapeutischen Herausforderungen sind Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Lepra, AIDS, Dengue, Hepatitis, aber auch Systemkrankheiten wie Tumoren, Rheuma, Kollagenosen. Der Kampf gegen Unterernährung, Kinder- und Müttersterblichkeit und für sauberes Trinkwasser bzw. ausreichende Hygiene findet selten mediale Beachtung und Jubiläumsanlässe wie der "Tag der Organspende".

Dass alle acht Stunden in Deutschland ein Mensch stirbt, weil sich kein passendes Spenderorgan finden lässt - im Jahr rund 1.000 schwerstkranke Patienten - ist in jedem einzelnen Fall ein verlorener Wettlauf gegen die Zeit und Ansporn zur Organspende-Erklärung. Aber wir sollten uns bemühen, ein ökonomisches, ökologisches u n d empathisches Gefühl dafür zu entwickeln, dass weltweit zig Millionen kranke Menschen sterben müssen, weil ihnen selbst einfachste, aber lebensrettende medizinische und ärztliche Maßnahmen vorenthalten bleiben.

Das ethische Dilemma der Entnahme möglichst vitaler Transplantate zur Rettung von Empfängern bei unwiderruflichem Sterben von Organspendern bleibt. Zugleich mangelt es an bewusster Wahrnehmung für die inneren Widersprüche bei den unterschiedlichen Professionen, die den endgültigen Sterbeprozess bei hirntoten Patienten aufhalten sollen, bis nach den operativen Organentnahmen die Apparatemedizin abgeschaltet, alles weggeräumt und die Organspende durch den Tod besiegelt wird.

Die Transplantationsmedizin steht in e i n e r Reihe von vielen, paradigmatischen Herausforderungen in der Humanmedizin aber nicht als ''primus inter pares''.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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