Hirntod-Diagnose vor dem Feintuning

Die Organspende-Reform lässt hoffen - auf mehr Spenden. Doch noch längst ist die Frage nicht abschließend beantwortet, wann ein Mensch wirklich tot ist. Experten hoffen jetzt auf eine verbesserte Hirntod-Diagnostik.

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Wellen im Kopf: Wann ist das Hirn tot?

Wellen im Kopf: Wann ist das Hirn tot?

© Andrea Danti / fotolia.com

BERLIN (af). Die Hirntoddebatte wird auf dem Internationalen Transplantationskongress in Berlin weiter gesponnen.

"Die Definition des Todes ist primär keine naturwissenschaftliche, sondern eine gesellschaftliche Sache", sagte Kongresspräsident Professor Peter Neuhaus von der Charité.

Der Hirntod könne allerdings ausreichend sicher festgestellt werden. Eine Kommission der Bundesärztekammer arbeite derzeit daran, diese Methoden noch zu verfeinern. "Da geht es um das Feintuning", sagte Neuhaus.

Die Diskussion über die Endgültigkeit des Hirntodes ist seit einer Stellungnahme des amerikanischen Bioethikrates im Jahr 2008 wieder aufgeflammt.

Über den Hirntod hätten allerdings nicht die Transplantationsmediziner zu befinden, ergänzte der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft, (DTG) Professor Wolf Bechstein.

Dies übernähmen Ärzte, die mit der Organverpflanzung nichts zu tun hätten. Für die Transplantationsmediziner entstehe so die nötige Rechtssicherheit. Für Organspenden gibt es keine Altersbegrenzung.

Wichtiges Thema: Immunsystem-Überlistung

"Es kommt auf den individuellen Fall an", sagte Bechstein. Die Entnahme von Lebern sei auch bei über 80-Jährigen Menschen problemlos möglich, die von Nieren sei in diesem Alter eher selten.

Die künftig für alle Kliniken mit Intensivstation geltende Pflicht, Transplantationsbeauftragte zu beschäftigen, sieht Bechstein als "Prozess, der uns noch länger begleitet".

Einige Landesärztekammern, unter anderem die in Hessen, hätten bereits eine zweitägige Schulung für Ärzte und Pfleger entwickelt.

In Berlin diskutieren noch bis Mittwoch mehr als 4100 Transplantationsmediziner aus 94 Ländern aktuelle ethische und medizinische Fragen der Organverpflanzung.

Zentrales Thema sei die "Überlistung" des Immunsystems, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern, sagte Kongresspräsident Professor Neuhaus.

Ein vergleichsweise neues Thema seien die Mehrfachverpflanzungen. Beispiel sind die Gesichtsverpflanzungen, die vor kurzem Aufsehen erregten.

Lesen Sie dazu auch: Massen-Mord für Organ-Spenden in China?

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 17.07.201209:13 Uhr

Feintuning ?!

Sehr geehrte Herr oder Frau (af),

sind Sie sich der Tragweite des Begriffs des "Feintunings" bei der Hirntoddiagnostik bewußt? Ist Ihnen bewußt, daß die Irrtumnswahrscheinlichkeit grundsätzlich bei aller Diagnostik bei 5 Prozent angenommen werden muß?
Die Definition des Todes ist k e i n e gesellschaftliche Sache!
Man kann diese Diskussion nicht auf dieselbe Ebene stellen, wie etwa in der Frage, wann eine Krankheit eine Bagatellerkrankung ist oder wann ein Medikament entbehrlich ist oder nicht.
"Hirntod" ist bereits ein unerträglicher, weil allein zielorientierter Begriff. Und das Ziel ist nicht pro Sterbendem die restlose Sicherheit zu bekommen über eine nicht mehr sinnvolle Therapie, sondern die contra noch Lebendem frühestmögliche Erlaubnis, Organe entnehmen zu dürfen.
Diese Frage kann man nicht einer Gesellschaft überlassen, in der es Interessengruppen gibt, die nicht das Interesse der Sterbenden vertreten.
Feintuning?
Man erinnert sich an das "sozialverträgliche Frühableben" von Ende der 90er Jahre, und damals ging es "nur" um noch quicklebendige Rentner, die man (es war Karsten Vilmar) einer durchaus ähnlichen Kosten-Nutzen-Analyse unterwerfen wollte.
Vorsicht!
Sonst wird man bald den Eid des Hippokrates erweitern müssen um einen Satz, daß wir niemals mit falschen Worten spielen sollten ...

Dr.Karlheinz Bayer

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